Wenn Felix Blohberger über Schach spricht, dann leuchten seine Augen. Der 22-jährige Großmeister aus Wien ist ein Denker mit Tiefgang, ein Athlet des Geistes, der seine Faszination für das königliche Spiel früh entdeckte – ganz zufällig, im Kindergarten.
„Ich habe damals gesehen, wie die Hort-Kinder gespielt haben und wollte unbedingt mitmachen“, erinnert sich Blohberger. Es war diese kindliche Neugier, die ihn an das Schachbrett zog. Der Trainer vor Ort erkannte sofort das Talent – und schickte den kleinen Felix zu seinem ersten Turnier. Und so nahm eine äußerst erfolgreiche Schachkarriere ihren Lauf.
Schach als Schule fürs Leben
Was hat ihn am Schach so gepackt, dass er dabeigeblieben ist? Für Blohberger liegt der Reiz in der Eigenverantwortung: „Am Ende ist man selbst verantwortlich für das Ergebnis – und das hat mir gefallen. Die Arbeit, die man reinsteckt, zahlt sich aus. Niemand kann’s für dich richten, du hast alles in der Hand.“
Diese Haltung prägt nicht nur sein Spiel, sondern auch seine Persönlichkeit. Im Gespräch wird schnell klar: Hier sitzt ein ruhiger, reflektierter junger Mann, dessen Spielstil genauso bedächtig ist wie sein Denken. „Ich bin eher introvertiert und spiele auch eher positionell. Das spiegelt sich auf dem Brett wider“, erklärt er.
Zwischen Bits und Brett – wie Training heute aussieht
Schachtraining heute? Das läuft nicht mehr wie früher. Blohberger trainiert vor allem mit dem Computer, auch wenn er lieber Face-to-Face spielt. „Der Schachcomputer ist mittlerweile so stark, dass wir alle versuchen, von ihm zu lernen. Ich spiele viel gegen ihn, studiere seine Züge.“
Doch trotz aller Technik bleibt der Schach-Großmeister auch ein Bücherwurm: „Ich liebe es, kommentierte Partien zu lesen. Das ist eine alte Schule, aber sie bringt mir viel und bleibt im Kopf hängen.“ Er gehört damit zu einer Generation, die zwischen digitaler Welt und klassischer Methode pendelt – und genau diese Balance scheint ihn stärker zu machen.
Verlieren als Lebenslehrer
Zu den stärksten Erfahrungen zählt für Blohberger nicht ein spektakulärer Sieg – sondern ein bitteres Turnier. „Vor zwei Monaten hatte ich eines, das richtig schlecht gelaufen ist. Da lernt man am meisten. Nicht nur was das Schachspielen angeht, vor allem aber auch menschlich.“ Es ist diese Widerstandsfähigkeit, die ihn auszeichnet: das Durchtauchen schlechter Phasen, um gestärkt zurückzukehren.
Und um überhaupt auf diesem Level zu funktionieren, braucht es mehr als Taktik und Theorie. Blohberger setzt auf körperliche Fitness: „Ich mache Krafttraining seit ich 15 bin. Das hilft nicht nur physisch, sondern auch mental. Es hält den Kopf klar.“

„Ich will die 2.600 knacken“
Felix Blohberger hat im Schach schon viel erreicht – aber er hat noch große Ziele. Die magische Marke von 2.600 ELO-Punkten soll in seiner Karriere noch fallen. „Das klingt vielleicht nach einem kleinen Sprung, aber das ist nochmal ein richtiges Level-Up. Das dauert, aber ich arbeite hart daran.“
Parallel dazu entwickelt er sich auch abseits des Spielbretts weiter: als Trainer, YouTuber, Kommentator. „Ich liebe es, über Schach zu sprechen. Und dass sich mittlerweile Tausende meine Videos anschauen – das hätte ich nie gedacht. Es ist schön zu sehen, dass man etwas zurückgeben kann.“
Sport Austria Finals – der große Schachmoment
Auch bei den Sport Austria Finals powered by Österreichische Lotterien wird Blohberger wieder angreifen. „Letztes Jahr wurde ich einmal Zweiter, einmal Erster. Heuer will ich wieder einen Titel holen. Ziel ist eine Top-3-Platzierung in beiden Events – und ein Sieg.“ Dass Schach dort neben anderen Sportarten auftritt, gefällt ihm besonders: „Es ist cool, dass wir gleichwertig behandelt werden – auch wenn viele meinen, Schach sei kein Sport. Für uns fühlt sich das auf jeden Fall so an.“
Vor kurzem hat Dominik Horvath das Triple als persönliches Ziel ausgegeben. „Ich finde es cool, wenn er sein Ziel so klar kommuniziert. Es gibt eine Hand voll Spieler, die das grundsätzlich schaffen können. Unser Niveau liegt sehr nahe beisammen, aber für ein perfektes Jahr muss alles zusammenpassen und man braucht in den entscheidenden Momenten auch Glück. Bislang hat das in der Geschichte noch niemand geschafft. Das zeigt, dass das definitiv nicht einfach ist!“
Der Schachsport in Österreich? Er blüht. „Ohne Markus Ragger gäbe es unsere Generation nicht“, betont der Wiener. Der Kärntner habe als Vorbild die Tür geöffnet. Heute kommen die Talente von selbst: „Lukas Dotzer zum Beispiel – der ist 15 und steht kurz davor, Großmeister zu werden. Da wächst was heran. Sie haben einen ganz neuen Ansatz Schach zu spielen. Sie spielen mutig, scheuen das Risiko nicht und fordern uns schon richtig heraus.“

Warum Kinder Schachspielen sollten
Am Ende des Gesprächs wird Felix nochmals ernst. Der vielleicht wichtigste Punkt kommt zum Schluss: „Schach hat einen enorm positiven Einfluss auf Kinder. Es fördert das Denken, die Konzentration, die Disziplin. In einer Zeit, in der alles automatisiert wird und von digitalen Aspekten beherrscht wird, ist es wichtig, dass Kinder lernen, selbst zu denken. Schach kann da richtig viel bewirken.“
Ein Appell, der bleibt – von einem, der selbst als Kind begonnen hat und heute weiß, wie weit diese Reise führen kann.