Zum ersten Mal rollt in diesem Jahr die Boccia-Kugel im Rahmen der Sport Austria Finals powered by Österreichische Lotterien – und mit ihr eine Ikone des Sports: Nicola „Niki“ Natale, 72 Jahre jung, mehrfacher internationaler Medaillengewinner und leidenschaftlicher Botschafter seiner Sportart. Bei den Österreichischen Meisterschaften im Doppel – offen für alle Geschlechter – tritt der gebürtige Italiener mit seiner langjährigen Partnerin Beate Reinalter an. Die beiden zählen zu den Routiniers im Feld – und vielleicht auch zu den Geheimfavoriten.
„Dass unser Verband es geschafft hat, Teil der Sport Austria Finals zu sein, ist ein riesiger Erfolg“, sagt Natale. „Diese Bühne bringt Aufmerksamkeit, sie gibt dem Boccia-Sport Schwung – und sie motiviert alle, die dabei sind.“
Die Kunst des Boccia
Gespielt wird in Vierergruppen, die besten zwei Teams jeder Gruppe steigen ins Viertelfinale auf. Danach entscheidet der K.o.-Modus über den Meistertitel. Fragt man die Konkurrenz, zählt Natale immer zu den Favoriten. Er selbst sagt: „Die Vorarlberger sind stark, sie spielen regelmäßig Turniere in der Schweiz und sind sehr gut eingespielt. Aber wir haben eine stabile Partnerschaft und wollen ein Wörtchen mitreden.“
Der Boccia-Sport ist in Österreich noch eine Randsportart – zu Unrecht, wie Natale findet. „Viele glauben, es sei ein Pensionisten-Sport. Dabei ist Boccia technisch anspruchsvoll, hoch taktisch und verlangt viel Konzentration und Gefühl. Es braucht Zeit, um auf hohem Niveau zu spielen – aber dann entfaltet es einen großen Reiz.“ Für ihn ist die Mischung aus Präzision, Geduld und psychologischem Feingefühl das Faszinierende: „Boccia ist ein sehr sensibler Sport – jeder kleine Fehler kann entscheidend sein.“
Kindheit in Rom, Erfolge zu Hause
Geboren wurde Natale in einem kleinen Ort rund 60 Kilometer außerhalb Roms. „Wir Kinder haben auf der Straße Boccia gespielt, das war bei uns im Dorf Tradition.“ Später folgte er seinem älteren Bruder nach Rom, der in den 60er-Jahren bereits in einem Verein aktiv war. Beruflich verschlug es Natale als Polizist an den Brenner, wo er Ende der 1980er-Jahre mit seiner Familie in Innsbruck Fuß fasste – und auch im österreichischen Boccia-Sport.

Niki Natale in seinem Element.
Seither hat er für Österreich eine beeindruckende internationale Karriere hingelegt. Der größte Erfolg: Weltmeister 2010 in Rom. „Das war völlig überraschend. Ich hatte vorher kaum Zeit zum Trainieren, aber dann kam eine gute Woche – und plötzlich war ich Weltmeister“, erinnert sich Natale schmunzelnd. Noch emotionaler war für ihn jedoch ein anderes Ereignis: der Europameistertitel 2019 in Innsbruck. „Gold im eigenen Verein, mit der ganzen Familie im Publikum – das war unglaublich. Das sind Momente, die bleiben.“
Spielfreude kennt kein Alter
Mit 72 denkt Natale noch lange nicht ans Aufhören: „Meine Philosophie ist einfach: Ich höre auf mein Herz. Solange ich Lust und Laune habe, spiele ich weiter. Zwar nicht mehr im Nationalteam, aber mit Freude im Verein.“ Seit vielen Jahren spielt er mit Beate Reinalter im Doppel – auch bei den Sport Austria Finals powered by Österreichische Lotterien setzt er auf diese bewährte Partnerschaft.
Sorgen bereitet ihm jedoch die Nachwuchssituation. „Es ist schwer, junge Leute für eine so komplexe Sportart zu begeistern. Boccia ist kein Actionsport – er wirkt ruhig, aber dahinter steckt enorm viel strategisches Denken. Die Einstiegshürde ist hoch, und viele Jugendliche haben heute eine riesige Auswahl an Aktivitäten.“
Die Bühne der Sport Austria Finals bietet nun die Chance, Boccia in einem neuen Licht zu zeigen – als Präzisionssport mit Tiefe und Charakter. Und als Sport, der Geschichten schreibt.
Nicola oder Niki?
Dass Natale nicht nur sportlich, sondern auch menschlich Eindruck hinterlässt, zeigt eine kleine Anekdote aus seiner Anfangszeit in Österreich. „Bei offiziellen Ehrungen dachten viele, ich sei eine Frau – wegen meines Vornamens Nicola. Seitdem stelle ich mich immer als Niki vor. In Tirol kennt mich sowieso jeder unter diesem Namen.“
Wenn bei den Sport Austria Finals powered by Österreichische Lotterien also erstmals auch Boccia mitmischt, dann nicht leise und unbemerkt – sondern mit „Niki“ Natale, einer spielenden Boccia-Legende.