Österreichs größte Cheersport-Party steigt auch in diesem Jahr wieder im Rahmen der Sport Austria Finals powered by Österreichische Lotterien. Wenn am 19. Juni in der Innsbrucker Olympiaworld die (Staats-)Meisterschaften über die Bühne gehen, sind die Augen von Cheersport-Österreich einmal mehr auf Tirol gerichtet.
Das wichtigste nationale Event des Jahres mit seinen bis zu 3.000 Fans und 2.000 Athlet:innen passt jedenfalls perfekt in das Land, das sich in den vergangenen Jahren immer mehr zur „Hochburg“ des Westens mauserte. Cheersport ist in Tirol dank mittlerweile vier Vereinen präsenter denn je, seit zwei Jahren sorgt der neugegründete Landesverband für weiteres Wachstum, professionellere Strukturen und ein neues Miteinander.

Cheersport-Community wächst zusammen
Die Geschichte des Cheersports in Tirol reicht über drei Jahrzehnte zurück. Wie so oft war die ehemalige Football-Sparte aber auch in und rund um Innsbruck lange ein „Beiwagerl“.
Als sich der Cheersport als eigenständige Sportart längst emanzipiert hatte, folgte 2024 auch auf dem Papier die Abspaltung vom American Football Verband Tirol. Die Zusammenarbeit endete relativ abrupt. „Die erste große Herausforderung war, dass wir uns binnen kurzer Zeit neu gründen mussten“, erinnert sich Anne-Katharina Rauchegger. Die Landesverbandspräsidentin und ihre „Vize“ Theresa Lechthaler und Kristina Mariani standen plötzlich allein an vorderster Front und lernten „on the job“.
Auch wenn dem rein-weiblichen Vorstand im noch immer männlich dominierten Funktionärswesen ab und an ein wenig Gegenwind ins Gesicht bläst, waren die ersten Monate von Fortschritt geprägt. „Wir wurden mit offenen Armen empfangen. Stadt und Land schauen auf uns, die Zusammenarbeit ist äußerst positiv“, freut sich Rauchegger. „Aufklärungsarbeit“ sei aber an mancher Stelle trotzdem noch zu leisten. „In der Gesellschaft sind wir immer noch ein Randsport, aber Cheersport ist auch Leistungssport.“ Und er wächst!
Bei den Landesmeisterschaften 2025 Anfang März waren allein 2.000 Fans in Telfs mit dabei. „Es ist eine Masse an Zuschauer:innen da, genauso wie eine Masse an Athlet:innen da ist“, so Rauchegger. Je mehr Vereine und je mehr Teams aktiv am Wettkampfgeschehen teilnehmen, desto höher sei auch die Sichtbarkeit des Cheersports.
Entgegen früherer Unkenrufe ist auch das Verhältnis zwischen den mittlerweile vier Vereinen – SWARCO Raiders, Telfs Patriots, Tyrolean Angels und Alpine Cheer Club Rum – gut. „Der Tiroler Cheersport harmoniert“, bringt es die Präsidentin auf den Punkt. Nachsatz: „Bei Meisterschaften herrscht aber natürlich schon ein Konkurrenzdenken.“

Tirol schließt auf
Auch qualitativ muss sich der Tiroler Cheersport schon lange nicht mehr verstecken. Mit Patricia Platzgummer (SWARCO Raiders) und Gloria Posch (Tyrolean Angels) waren zuletzt zwei Athletinnen für Team Austria im WM-Einsatz. „Es war wieder ein Highlight“, schwärmt Posch, die mit dem Coed-Nationalteam, in dem weibliche und männliche Sportler:innen gemeinsam auf der Matte stehen, den vierten Platz erreichte.
Die 21-Jährige fand vor zwölf Jahren zum Cheersport und zu den Tyrolean Angels. „Cheersport ist ein Sport für alle und noch dazu extrem vielseitig. Man lernt, als Team zusammenzuhalten und Verantwortung zu übernehmen“, unterstreicht Posch. Damals war die Cheer-Landschaft in Österreich noch eine etwas andere. Teams aus Wien oder Graz dominierten so gut wie alle Kategorien und Levels. Heute sei das schon ein wenig anders. „Die Szene in Tirol hat sich weiterentwickelt. Die Teams werden immer besser, knüpfen mehr und mehr an oder sind schon vorne dabei“, analysiert die WM-Teilnehmerin.
Vor allem im Nachwuchs-Bereich sei der Zulauf enorm. „Viele Kids sind motiviert, Cheersport auszuprobieren“, berichtet Posch, die bei einem der derzeit fünf Teams ihres Vereins auch als Coach aktiv ist. Wer langfristig dabeibleiben will, müsse aber viel trainieren. Etwa viermal pro Woche stand sie zuletzt auf der Matte, für die Nationalteam-Camps reiste sie zumindest einmal pro Monat für ein Wochenende nach Wien. „Es ist schon ein Commitment!“ Apropos Training…

An Herausforderungen und mit den Finals wachsen
Die Trainingsinfrastrukturen stellen die Tiroler Vereine aktuell wohl vor die größten Herausforderungen. Teure Mieten, überbuchte Sportstätten, keine ausreichenden Trainingsmatten – Rauchegger kennt die Probleme. „Jeder Verein wünscht sich, dass die Rahmenbedingungen besser werden.“ Größere Bekanntheit und mehr Geld würden helfen.
Für zumindest ersteres sorgen seit dem Vorjahr die Sport Austria Finals. Österreichs größte Multi-Sportveranstaltung ist 2024 nach Innsbruck umgezogen und auch in der Olympia-Stadt weiterhin die „Heimat“ der (Staats-)Meisterschaften von Cheersport Austria. „Es ist ein großer Vorteil, die Finals in Tirol zu haben. Nicht nur, weil sich unsere Athlet:innen lange Anreisen sparen, sondern weil das Event den Sport und die Vereine bei uns in der Stadt und im Land bekannter macht.“
Am 19. Juni schicken sich alle vier Tiroler Vereine an, mit guten Ergebnissen zu verdeutlichen, dass im Westen eine Cheersport-Hochburg am Entstehen ist – oder bereits entstanden ist. „Cheersport wird bekannter, die Vorurteile werden weniger“, sagt Posch und äußert noch einen Wunsch für die Zukunft: „In Tirol gibt es derzeit noch keinen männlichen Coed-Athleten. Ich hoffe, dass das Bewusstsein dafür entsteht, dass Cheersport auch ein Männersport ist.“
Diesen Wunsch nimmt Rauchegger gerne in die Zukunft mit und fügt sogar noch einen eigenen hinzu: „Ich wünsche mir, dass wir als Verband gemeinsam mit unseren Vereinen alle Herausforderungen meistern und, dass auf den starken Zusammenhalt künftig aufgebaut wird.“
