Neue Bühne für einen Traditionssport

Rollstuhl-Tischtennis feiert dieses Jahr seine Premiere bei den Sport Austria Finals in Innsbruck – mit Lokalmatador Daniel Pauger als Titelkandidat. Für den Tiroler ist die Woche der Entscheidungen mehr als nur ein „Heimspiel“. Es ist ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zu seinem großen Traum – den Paralympischen Spielen in Los Angeles 2028.

Para-Tischtennis hat in Österreich eine lange Geschichte. Bereits bei den allerersten Paralympischen Spielen 1960 in Rom war die Sportart vertreten, und österreichische Athlet:innen waren stets erfolgreich – die letzte Medaille bei der drittgrößten Sportveranstaltung der Welt gab es durch Krisztian Gardos 2016 in Rio de Janeiro. Die Teilnahme an der größten Multisportveranstaltungen des Landes sollte folgerichtig nur eine Frage der Zeit sein.

„Es ist eine riesige Ehre für den Para-Tischtennissport, bei diesem Event dabei zu sein“, sagt Johann Knoll, der gleichzeitig als Nationaltrainer und Para-Tischtennis-Referent im Österreichischen Tischtennisverband (ÖTTV) fungiert. „Die Finals bieten eine Bühne, auf der wir zeigen können, dass unser Sport längst kein bloßes Reha-Programm mehr ist, sondern eine internationale Spitzenleistung auf Augenhöhe.“

Titel daheim?

Als einer der heißesten Kandidaten auf den Titel wird Daniel Pauger gehandelt. Der 32-jährige Tiroler sitzt seit einem Snowboard-Unfall 2012 im Rollstuhl. Während der Rehabilitation im Rehazentrum Häring kam er zum ersten Mal mit Tischtennis in Berührung – und war sofort begeistert. „Ich habe vorher nie Tischtennis gespielt. Aber die Mischung aus Koordination, Schnelligkeit und Taktik hat mich sofort gepackt.“

Heute gehört Pauger zum österreichischen Nationalteam und zeigt bei internationalen Einsätzen regelmäßig, warum. Erst im April feierte er in Lahti (FIN) seinen ersten internationalen Turniersieg beim ITTF Future-Turnier. Und er hat Blut geleckt: „Das war rundum ein super Turnier. Ich weiß, dass ich im internationalen Spitzenfeld mithalten kann und will das noch viel öfter zeigen. Ich will wissen, wo die Reise hingehen kann.“

Doch bevor es wieder um internationale Medaillen geht, werden bei den Sport Austria Finals die nationalen Meisterschaften vergeben. Für den Wörgler ein echtes Heimspiel: „Natürlich ist es besonders, daheim in Tirol zu spielen“, sagt Pauger. „Ich bin stolz, diesen Sport hier repräsentieren zu dürfen. Wir Tiroler müssen uns nicht verstecken“, lacht er.

LA? „Wäre ein Traum!“

Gemeinsam mit Teampartner Walter Krimbacher tritt er bei den Finals in einem „Davis-Cup-ähnlichen Modus“ gegen drei weitere Mannschaften an. Gespielt wird „Best of 5“, bestehend aus Einzel- und Doppelpartien. Pauger ist in Klasse 2 eingestuft – Rollstuhl-Tischtennis wird bei den Finals klassenübergreifend ausgetragen. Das bedeutet: Menschen mit unterschiedlichem Grad an Behinderung spielen mit- und gegeneinander. Mehr Inklusion geht kaum!

Aktuell liegt der volle Fokus auf den Sport Austria Finals. Der große Traum bleibt jedoch die Teilnahme an den Paralympischen Spielen in Los Angeles 2028. „Das ist das große Ziel. Da will jeder Sportler hin!“

Tischtennis-Hochburg Tirol

Dass Tirol mittlerweile als Hochburg für Rollstuhl-Tischtennis gilt, kommt nicht von ungefähr. Mit dem Rehazentrum Häring und Trainer Norbert Gänser hat sich eine starke Trainingsbasis etabliert. „Das Rehazentrum war für mich nach dem Unfall entscheidend“, sagt Pauger. „Es war modern, professionell, und ich wurde sportlich wie menschlich bestens auf die Zeit nach der Therapie vorbereitet.“

Auch das internationale Netzwerk wächst: Pauger und Teamkollege Marc Graf wurden kürzlich zu einem Trainingslager nach Sheffield eingeladen – von der englischen Nationalmannschaft. „Solche Trainings sind Gold wert – man lernt von jedem einzelnen Spielpartner.“

Für Johann Knoll ist die Teilnahme an den Sport Austria Finals der nächste Meilenstein im österreichischen Rollstuhl-Tischtennis: „Das ist ein Riesenschritt. Diese Präsenz hilft uns, Nachwuchs zu gewinnen – auch wenn es schwieriger geworden ist, neue Talente zu finden.“

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USI Innsbruck wird zum Zentrum des Turnsports

Die USI-Wettkampfhalle wird bei den Sport Austria Finals powered by Österreichische Lotterien zum Turn-Hotspot. Ausgetragen werden die Österreichischen Staatsmeisterschaften in der Rhythmischen Gymnastik und in der Sportaerobic. Turnsport Austria wird also erneut bzw. wie bisher stets mit einer der Spitzenveranstaltungen in einer olympischen Sportart bei den Finals vertreten sein. Nach dem Kunstturnen (2x Graz) und dem Trampolinspringen (2x Graz, 1x Innsbruck) ist es diesmal die Rhythmische Gymnastik.

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