29. MAI – 2. JUNI IN INNS­BRUCK/TIROL

„Fairness und Respekt sind die höchsten Güter“

Sandra Kniely hätte es sich verhältnismäßig leicht machen können.

Im Vorjahr gewann die 26-jährige Steirerin im Rahmen der Sport Austria Finals powered by Holding Graz mit dem Team von Catchup Graz die Staatsmeisterschaft im Ultimate. Im Finale des Mixed-Bewerbes setzten sich die Favorit:innen mit 15:9 gegen das Wunderteam Wien durch.

Auch in diesem Jahr wird der Titel einmal mehr nur über die Grazer:innen führen, die seit 2018 an der Mixed-Spitze thronen. Trotz bester Chancen auf ein weiteres Staatsmeisterschafts-Gold, hat sich Kniely entschieden, in diesem Jahr nicht für Catchup zu spielen.

Alte Liebe rostet nicht

Die ehemalige Mixed- und nunmehrige Damen-Nationalspielerin tritt stattdessen mit ihrem „Heimverein“, den Styrian Hawks, an. Auch einige andere Catchup-Kolleg:innen tun es ihr gleich. „Die Hawks sind ein sehr viel kleinerer Verein und auf jede Spielerin und jeden Spieler angewiesen, um überhaupt ein Team stellen zu können. Gerade unsere jüngsten brauchen Turniererfahrung, die sie ohne uns nicht sammeln könnten“, begründet Kniely ihre „Rückkehr“ – und natürlich mit Heimatverbundenheit. In der Südoststeiermark – damals noch beim Verein Styrian High Five – ist die Bad Gleichenbergerin vor mehr als einem Jahrzehnt, im Alter von 15 Jahren, dem Flugscheibensport verfallen.

Kniely hat sich aber damit aber in sportlicher Hinsicht für den deutlich schwierigeren Weg entschieden. Denn während Ultimate-Primus Catchup – ebenso das Wunderteam, die ZomBees und die Mosquitos – einen Fixplatz für die Sport Austria Finals 2023 hat, mussten die „Falken“ in einem zweistufigen Qualifikationsprozess um einen von nur zwei verbleibenden Startplätzen kämpfen.

US-Legionärin: In ihrer Zeit bei den Minnesota Strike gab’s für die Steirerin sogar ein bisschen Taschengeld.

Über zwei „Umwege“ zu den Finals

Der Weg führte Kniely und ihre Teamkolleg:innen zunächst über das Qualifikationsturnier in Hollabrunn. Die Hawks schafften dabei als eines der besten vier (unter zwölf teilnehmenden) Teams den Aufstieg in die zweite und entscheidende Qualifikationsphase, die am 20. und 21. Mai in Salzburg ausgespielt wurde.

Auch in der Mozartstadt konnten die Feldbacher:innen dann überzeugen, gewannen das Turnier und buchten das Ticket für die Sport Austria Finals 2023. „Die Qualifikation war für uns zwar im Bereich des Möglichen, aber wir haben definitiv nicht damit gerechnet. Wir freuen uns sehr, dass wir es mit unserem Heimatverein geschafft haben“, so die Akteurin.

Somit wird die sowohl im „Stack“ als auch im „Handling“ vielseitig einsetzbare Spielerin, die Multisportveranstaltung in Bälde ein weiteres Mal als Spielerin miterleben. Das Konzept des Events in ihrer Geburtsstadt hat die Sportlerin überzeugt. „Es ist ein richtig cooles Event. Der Ultimate-Sport genießt dort vor allem auch medial eine größere Plattform. Wir haben bei den Finals einmal im Jahr die Chance, in ein größeres Rampenlicht zu rücken.“ Nachsatz: „Ich hoffe, dass ich in diesmal dazu komme, mir auch andere Sportarten anzusehen.“

Ultimate lässt sich auch wunderbar auf Sand spielen. Kniely ist auch dabei in ihrem Element.

Mit Frisbee um die Welt

Jedenfalls antreffen wird man Kniely im ASKÖ Sportcenter Eggenberg. Beim Ultimate-Bewerb am 10. und 11. Juni zähle sie mit „ihren“ Hawks zu den Außenseitern – noch nie stand das Team unter den Top-6 einer Staatsmeisterschaft. „Die Favoriten sind sicher andere.“ Die Steirerin nennt Catchup, das Wunderteam und die ZomBees, „aber ich würde ich in diesem Jahr auch mit den Mosquitos rechnen.“

Zwar sind Vorhersagen im Sport ohnehin schwierig, aber auf die Expertise der 26-Jährigen kann man sich üblicherweise schon verlassen, denn im Frisbee-Sport hat sie trotz ihres jungen Alters schon einiges erlebt.

Im Vorjahr spielte sie im Rahmen eines Auslandssemesters in den USA als erste Österreicherin in einem semi-professionellen Ultimate-Team. Bei den Minnesota Strike gab’s für Schreiben werfen und fangen somit immerhin ein kleines Taschengeld. Gespielt wurde gegen die Konkurrenz aus unter anderem Columbus, Indianapolis oder Washington. „Ein Flugticket in die Hand gedrückt zu bekommen, um zu einem Ultimate-Spiel zu fliegen, war ein Wahnsinn.“

Die Dimensionen in Übersee seien klarerweise nicht mit jenen hierzulande vergleichbar, erzählt Kniely. „Die mediale Aufmerksamkeit ist ungleich größer. Es gibt reichlich Foto und Videocontent.“ Auch das Spiel an sich unterscheide sich. „Ultimate in den USA ist auf jeden Fall physischer. Es gibt mehr Spielerinnen, nur die athletischsten unter ihnen schaffen es in die diversen Kader.“

„Schaut brutal lässig aus“

Für die Pädagogin ist Ultimate in erster Linie Leidenschaft und Hobby, aber auch zahlreiche Erfolge zieren ihre Vita. U20-Europameisterin, U17-Vize-Europameisterin mit den jeweiligen Nationalteams, Staatsmeisterin mit Catchup, Beach-Ultimate-Staatsmeisterin mit den Hawks.

Ob es mit den Feldbacher:innen auch einmal zu Gold auf dem Rasen reicht, bleibt offen – zumindest bis zum 11. Juni. Mit dem Klub gibt es aber ohnehin noch ganz andere Ziele. „Wir haben vor einigen Jahren mit unserem Jugendprojekt begonnen, wollen den Nachwuchs nachhaltig aufbauen und fördern“, sagt Kniely, die ihr Wissen und ihre Erfahrung als Trainerin an die nächsten Generationen weitergibt.

Bereits beim diesjährigen Qualifikationsturnier hat sich gezeigt, dass die Arbeit Früchte trägt. „Wir sind stolz, dass wir unsere Jugend bereits so gut einbinden können und gleichzeitig auf höchstem Niveau konkurrenzfähig sind.“

Warum Ultimate mehr Kinder anlocken sollte, sei schnell erklärt: „Alle wachsen damit auf, dass sie Bälle werfen und fangen. Aber Frisbees werfen und fangen, das machen nicht viele. Bei uns passiert das auf höchstem Niveau und es schaut auch noch brutal lässig aus.“

Spektakulär und fair: Das ist Ultimate. „Es schaut brutal lässig aus“, sagt die Hawks-Akteurin.

Die größte Errungenschaft des Sports seien aber die Werte, die seit Jahrzehnten für Spieler:innen auf der ganzen Welt gelten. „Fairness und Respekt sind die höchsten Güter. Alle haben Spaß am Spiel und freuen sich selbst über gelungene Aktionen ihrer Gegenüber. Das Umfeld und die Community sind einfach ganz anders als in anderen Sportarten, das ist auch für die Zuschauer spürbar.“

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