29. MAI – 2. JUNI IN INNS­BRUCK/TIROL

Emotional überwältigt!

Bei den Sport Austria Finals powered by Intersport & Holding Graz werden im Juni die Österreichischen Meisterschaften im Slowpitch, einer Mixed-Variante im Softball, ausgetragen. Gabriele Hardinger, Vizepräsidenten der Austrian Baseball Softball Federation und für den Bereich Softball (Slow- und Fastpitch) verantwortlich, ist nicht nur als Funktionären seit Jahren äußerst engagiert, sondern fährt auch als Spielerin mit ihrem COED-Team als Favoriten in die Steiermark zu den Finals. Im Gespräch gibt die sympathische Oberösterreicherin einen guten Einblick in ihren Sport, worauf es ankommt und warum die Entwicklung in einer positive Richtung geht.

Wie sehen Sie die Entwicklung im Bereich Slowpitch in den letzten Jahren?
Garbiele Hardinger: Die Entwicklung der letzten Jahre stimmt mich äußerst positiv. Bei der Fastpitch-Variante (Anm.: Damen) haben wir eine Stabilisierung der zweiten Bundesliga geschafft und ein umfangreiches Nachwuchsprogramm ins Laufen gebracht. In Österreich gibt es sehr viele talentierte Spielerinnen und Spieler, die von unten nachkommen und sich kontinuierlich in die etablierten Teams integrieren. Darüber hinaus konnten wir Nachwuchsspiele in ganz Österreich ermöglichen – das hilft für die gesamte Entwicklung natürlich. Die Variante Slowpitch (Anm.: Mixed) wird auch seit vielen Jahren gespielt. 2002 konnten wir mit der Nationalmannschaft erstmals an einer Europameisterschaft teilnehmen. In den letzten Jahren haben wir wieder jemanden gefunden, der sich mit viel Leidenschaft um das Nationalteam und die stark wachsende Community kümmern möchte. Wir werden nun zum zweiten Mal in Folge zu einer Europameisterschaft fahren – das unterstreicht den eingeschlagenen Weg!  

Das klingt nach vielen SpielerInnen im Nachwuchs und einem guten Unterbau?
Hardinger: Bei uns wurde sehr früh das Bewusstsein geschaffen, was wir tun müssen, um den Nachwuchs langfristig zu fördern. Wir haben die Köpfe zusammengesteckt und uns überlegt, was für Maßnahmen wir konkret setzen können. Daraufhin wurde die Youth Softball League ins Leben gerufen. Spielerinnen und Spieler werden lose angemeldet, kommen sozusagen in einen Pool und werden daraufhin unterschiedlichen Teams zugelost. Somit können die Nachwuchstalente in ihrer Altersklasse österreichweit spielen – das Konzept hat sich bewährt und wir haben viele positive Rückmeldungen erhalten. In den letzten Monaten war das aufgrund der Corona-Pandemie leider nicht möglich. Ich hoffe, dass das nun bald wieder anfängt zu laufen und wir diese für uns wichtige Säule wieder bedienen können.

Wie schwer waren die letzten Monate für Ihren Sport?
Hardinger: Wir sind froh, dass wir 2020 unsere Ligen spielen konnten. Es hat sich allerdings sehr viel zusammengeschoben und aufgrund einer zeitlichen Komponente sind auch viele Spiele und Veranstaltungen ausgefallen. Es wurde uns im wahrsten Sinn des Worts der Boden unter den Füßen weggerissen und es hat eine Zeit lang gedauert, bis wir damit umgehen und alle Veränderungen richtig einordnen konnten. Nach dem Re-Start waren die jungen Spielerinnen meiner Mannschaft sehr schnell wieder mit viel Begeisterung dabei. Im Endeffekt kann man sagen, dass unsere gemeinsamen Trainings die einzige Konstante in dieser Zeit waren. Man konnte sich nicht treffen, auch die Schule war unregelmäßig. Auch wenn wenige Spiele stattgefunden haben, konnten wir ihnen mit den Trainings eine gewisse Regelmäßigkeit und eine Struktur im Alltag bieten – das ist gerade im Nachwuchs sehr wichtig. Das gemeinsame Bewegen und die emotionalen Sporterlebnisse sind für Kinder so wichtig und sorgen für ein gefestigtes soziales Umfeld.

Wichtiger Schritt in Sachen Digitalisierung

Nehmen Sie auch etwas Positives aus dieser langen Zeit mit?
Hardinger: Das ist nicht leicht zu beantworten. Mich hat nicht nur die Seite des Verbandes, sondern auch die des Vereins betroffen. Es war nicht einfach die Fragen und Sorgen der Vereine zu beantworten, ihnen Perspektive aufzuzeigen und den Zusammenhalt trotz der schwierigen Situation zu fördern. Aber man kann definitiv sagen, dass wir die Zeit, die wir gemeinsam hatten, intensiver erleben und sie richtig genießen konnten. Wir haben aber versucht, in Sachen digitaler Organisation einen wichtigen Schritt zu machen. Neben Livestreaming wurden viele Kurse und Weiterbildung online angeboten, das wurde super angenommen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren flexibler, mussten keine weiten Fahrtstrecken auf sich nehmen und konnten gezielt sowie konzentrierter an die Sache herangehen. So hatten wir bei unserem Slowpitch-Schiedsrichterkurs innerhalb kürzester Zeit knapp 30 Anmeldungen, auch aus dem Ausland. Das hat uns wirklich überrascht.

Sie sind aber nicht nur im Funktionärswesen bei der Austrian Baseball Softball Federation tätig, sondern auch in Linz bei den Linz Bandits/Witches seit Jahren als Spielerin und Funktionärin engagiert. Wie kam es dazu?
Hardinger: Ich habe 1992 in Linz begonnen zu spielen, und bereits ein Jahr später die Damenmannschaft organisatorisch übernommen. Seither bin in verschiedenen Positionen im Landes- und Bundesverband tätig. 1999 wurde erstmals die Mixed-Variante gespielt, das war am Anfang aber ein hartes Stück Arbeit. Die Männer waren nicht so begeistert, mit uns Frauen spielen zu müssen. Die Ablehnung ist aber schnell verflogen. Wir waren dann sehr erfolgreich und konnten eine gute Entwicklung hinlegen. Mittlerweile gibt es einige Stammspielerinnen, die bereits über 10 Jahre in der COED-Mannschaft und eine eingeschworene Gruppe geworden sind. Mit dem Damenteam (Anm.: Fastpitch) wurden wir bislang zwei Mal Meister, mit der Mixed-Mannschaft (Anm.: Slowpitch) bislang 10-mal – eine richtig erfreuliche Geschichte. Ohne meinen Sport wäre ich nie zu der Person geworden, die ich heute bin!

Slowpitch vereint Generationen

Warum ist Ihre Mannschaft so erfolgreich? Gibt es ein Geheimrezept?
Hardinger: Wir haben in unserem COED-Team sehr viele gute Spielerinnen und Spieler, sind über Jahre zu einer richtigen Einheit zusammengewachsen und eine eingeschworene Gruppe. Dass Damen und Herren in einer Mannschaft spielen, gibt es ja auch nicht in vielen Sportarten – der Respekt füreinander wird bei uns großgeschrieben, das macht uns seit Jahren so erfolgreich. In den letzten Jahren wurde Slowpitch immer erst am Jahresende in Turnierform gespielt. Die Idee ist bei uns weitergewachsen und wir praktizieren das auch über das gesamte Jahr zusammen. Slowpitch vereint Generationen und wir haben eine weitläufige Altersstruktur in der Mannschaft (Anm.: von 15 bis ca. 50 Jahre) – das funktioniert super. Durch diesen Mixed-Bewerb profitieren vor allem die Spielerinnen, die dann mit großem Selbstvertrauen zur reinen Damenvariante, Fastpitch, kommen.

In wenigen Tagen beginnen die Sport Austria Finals powered by Intersport & Holding Graz. Wie sehen Sie diese Premiere und mit welcher Erwartungshaltung fahren Sie mit Ihrer Mannschaft in die Steiermark?
Hardinger: Ich finde es großartig, dass unsere Österreichischen Meisterschaften in so einem großen Sportrahmen durchgeführt werden. Die Idee, verschiedene Sportarten zu verbinden und ein richtiges Zuschauerevent zu organisieren, ist eine großartige Geschichte für den heimischen Sport – auch wenn es mit den Zuschauern heuer wohl noch schwierig wird. Wir wollen natürlich wieder vorne mitspielen und den Titel holen. Die Karten werden zwar jedes Jahr neu gemischt, aber uns sind die Meisterschaften immer sehr wichtig. So gehen wir auch an die Sache heran. Für viele Spielerinnen ist es eine tolle Generalprobe, da eine Woche später die Softball-Europameisterschaft stattfinden wird. In Graz können sie sich den letzten Feinschliff holen und Einsatzzeit sammeln.

Wagen wir noch einen Blick in die Zukunft. In welche Richtung wird sich Softball in den nächsten Jahren entwickeln?
Hardinger: Wir hoffen, dass die regionalen Ligen und unsere Community weiterwächst und österreichweit richtig zusammenwächst. Wir wollen unsere Ideen und die gestarteten Programme in den nächsten Jahren durchziehen – das liegt auch viel Verantwortung bei mir, da ich die Mittel dazu aufbringen muss (lacht). Ich liebe die Fastpitch-Variante der Damen, aber auch die Mixed-Variante liegt mir besonders am Herzen, sonst wäre ich nicht über so viele Jahre dabeigeblieben und hätte mich nicht so intensiv für meinen Sport engagiert. Auch in der Zukunft muss man sich vor Augen führen, dass man ohne Breiten- keinen Spitzensport bekommt. Wenn nur die Spitze vorhanden ist und der Unterbau fehlt, wäre das fatal. Es ist ein Balanceakt, dass man da einen gesunden Mittelweg findet und den Wünschen und individuellen Bedürfnissen gerecht wird. Man muss alle Interessen bestmöglich abdecken können, nur so kann man einen Schritt nach vorne machen.

Sie haben den Breitensport angesprochen. Wie legt der Verband den Grundstein und sorgt für ein gefestigtes Fundament?
Hardinger: Wir haben versucht, dass viele Leute den Sport ausüben können und im Breitensport das Regelwerk aufgelockert. Dadurch sind einige Spielerinnen und Spieler auf den Geschmack gekommen und den Schritt Richtung Leistungssport gemacht. Den Weg sind aber auch Vereine mitgegangen. So haben die „Raccons“ aus Stockerau vor einiger Zeit das erste alleinige Slowpitch-Feld errichtet. Das unterstreicht, dass wir auf dem richtigen Weg sind und ich hoffe, dass da noch einige folgen werden. Slowpitch ist zum Einstieg echt ideal und hat aufgrund des Alters- und Geschlechtermixes viele Vorteile – das muss weiterhin gefördert werden.

Sport voller Leidenschaft

Wenn Sie auf Ihre bisherige Spielerinnen- und Funktionärskarriere zurückblicken: Gibt es da einen speziellen Moment, der Ihnen in Erinnerung geblieben ist?
Hardinger: Einen Moment gibt es bei mir nicht, aber mein erster Meistertitel 2017 im Fastpitch war etwas richtig Besonderes. Ich habe so lange darauf hingearbeitet und so viele Spielerinnen kommen und gehen gesehen. Da war ich emotional überwältigt und der Titel hat mir richtig viel bedeutet. Aber auch die Europacup-Teilnahme 2018, die wir auf Platz vier abschließen konnten, hat in meinen Gedanken immer noch einen festen Platz – mein liebstes Turnier mit der Mixed-Mannschaft und viele einzigartige Erlebnisse. Bei meiner Slowpitch-Mannschaft kann man eines herausstreichen: Sport verbindet! Wir haben Spieler aus der Dominikanischen Republik in unserem Team, die den Sport voller Leidenschaft ausüben und richtig brennen. Es ist eine super Mischung: Der langweilig gestrickte Österreicher mit den heißblütigen Menschen aus der Karibik, die einen richtig mitreißen. Man lernt andere Kulturen und unterschiedliche Charaktere kennen und gewisse Dinge besser zu verstehen. Dieser interkulturelle Ansatz ist unbezahlbar und prägt uns alle. Es sind die kleinen Momente, die schwierige Zeiten vergessen machen. Der Gedanke an diese Erlebnisse hilft uns und geben uns viele positive Energie für die kommenden Aufgaben.

Wir danken sehr herzlich für das Gespräch!

 

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