29. MAI – 2. JUNI IN INNS­BRUCK/TIROL

Tradition und Premiere

Der Österreichische Behindertensportverband ist auch in diesem Jahr bei den Sport Austria Finals powered by Intersport & Holding Graz vertreten.

Der ÖBSV hat mit Boccia eine traditionsreiche Meisterschaft am Start , 3×3 Rollstuhl-Basketball feiert seine Premiere. Wir haben die beiden Sportarten unter die Lupe genommen.

ROLLSTUHL-BASKETBALL

Rollstuhl-Basketball ist nicht nur eine der ältesten Rollstuhl-Sportarten, sondern auch eine der spannendsten innerhalb des Rollstuhl-Sports. Die Kombination aus Fahren, Drehen, Stoppen, Fangen und Werfen sorgt für atemberaubende Szenen. Die enorme Beliebtheit des Sports spiegelt sich in der Anzahl an unzähligen Mannschaften weltweit wider. Rollstuhl-Basketball fördert physische und psychische Kräfte. Kraft, Schnelligkeit, Ausdauer, Beweglichkeit und Reaktionsfähigkeit verbessern sich und sind für die Entwicklung von Kondition und Koordination ausschlaggebend.

Wissenswerte Regeln beim Rollstuhl-Basketball
Rollstuhl-Basketball wird von zwei Teams mit je fünf Personen gespielt. Ziel beider Teams ist es, den Ball in den Korb des Gegners zu werfen. Mitspielen dürfen alle, die eine Bein- oder Rumpfschädigung haben. Bis zum Europacup dürfen auch Personen ohne Behinderung bei der Meisterschaft mitspielen. Allen Personen ist es erlaubt, mit Hilfsmitteln die Bewegungsmöglichkeiten zu verbessern. Für ein faires Spiel mit unterschiedlichen Handicaps sorgt die Klassifizierung.

Bei den Sport Austria Finals wird 3×3 Rollstuhl-Basketball gespielt. Dabei sind jeweils drei SpielerInnen auf dem Court, im Gegensatz zum klassischen Rollstuhl-Basketball wird aber auf nur einen Korb gespielt. Verschnaufpausen gibt es kaum, 3×3 Rollstuhl-Basketball gilt als noch intensiver als Rollstuhl-Basketball.

Die Klassifizierung
Um im Rollstuhl-Basketball spielberechtigt zu sein, müssen die Spieler/innen eine dauerhafte Körperbehinderung in den unteren Gliedmaßen aufweisen, die sie daran hindern zu laufen, zu springen und zu pivotieren wie nichtbehinderte Spieler/innen.

Wenn die Spieler/innen diese Voraussetzungen erfüllen, werden sie durch das Spieler-Klassifizierungssystem des Internationalen Rollstuhl-Basketball-Verbandes (IWRF) für das Spiel eingestuft. Durch die Klassifizierung werden die Spieler/innen, entsprechend ihrem Ausmaß der körperlichen Funktionen mit Punkten von 1,0 bis 4,5 bewertet. Diese Punkte werden dann addiert, die in der Summe, für die fünf Spieler/innen auf dem Feld, die Zahl von 14 Punkten zu keiner Zeit des Spieles überschreiten dürfen. Dies sichert jedem/r Spieler/in, unabhängig vom Grad der Behinderung, eine integrale Rolle innerhalb der Mannschaftsstruktur. Beobachtungen der Rumpfbewegungen und der Sitzstabilität während eines wirklichen Wettkampfes, ohne medizinische Diagnose, bilden die Basis der Spieler-Klassifizierung.

1-Punkte-Spieler können die Beine nicht bewegen und nur geringe oder gar keine Rumpfkontrolle ausüben. Die Sitzbalance ist sowohl vorwärts als auch seitwärts deutlich behindert und sie benutzen die Arme, um in eine aufrechte Position zurückzukehren, wenn sie die Balance verloren haben. Diese Spieler verlieren in Kontaktsituationen ihre Balance und Rebounden in der Regel über dem Kopf mit nur einer Hand.

2-Punkte-Spieler besitzen in der Regel keine Beinfunktionen, verfügen aber teilweise über eine Rumpfkontrolle nach vorne. Sie verfügen nicht über freie Seitwärtsbewegungen oder eine Rumpftorsion. Sie besitzen begrenzte Sitzstabilität in Kontaktsituationen, dabei greifen oft die Hände an den Rollstuhl oder die Oberschenkel, um bei Kollisionen aufrecht zu bleiben.

3-Punkte-Spieler verfügen über gewisse Beinfunktionen und über normale Rumpffunktionen beim Beugen nach vorne bis zum Boden, beim Aufrichten sowie etwas Rumpftorsion. Die Spieler haben keine gute Rumpfstabilität zur Seite, sie sitzen jedoch stabiler in Kontaktsituationen und können ohne Mühe mit beiden Händen über dem Kopf Rebounds annehmen.

4-Punkte-Spieler besitzen normale Rumpffunktionen, aber aufgrund von gewissen Schwächen in den Beinfunktionen sind sie nicht in der Lage, nach beiden Seiten in gleicher Weise kontrollierte Rumpfbewegungen auszuführen. Stabil beim Rollstuhlkontakt und beim Rebound, mit normalen Vorwärts- und Torsionsbewegungen.

4,5-Punkte-Spieler sind die am wenigsten behinderten auf dem Spielfeld. Gewöhnlich besitzen sie nur geringe Einschränkungen an den Beinen oder eine einseitige Unterschenkel-Amputation. Ihnen sind normale Rumpfbewegungen in alle Richtungen möglich und sie sind sehr stabil in allen Konfliktsituationen.

Es gibt Spieler/innen, die nicht genau in eine der Kategorien des Klassifizierungssystems passen. In diesen Fällen kann der Klassifizierer einen halben Punkt mehr oder weniger zu einer bestimmten Klasse hinzufügen. Dadurch entstehen Spielerwertungen mit 1,5, 2,5 und 3,5 Punkten. Die 14 Mannschaftspunkte auf dem Spielfeld müssen trotzdem eingehalten werden.

BOCCIA

Boccia wurde schon im Römischen Reich als Zeitvertreib gespielt und entwickelte sich hauptsächlich in Südeuropa. Dort wird es heute noch gespielt – meist auf einer Wiese oder auf Sand. Gerade für Menschen mit schwerer cerebraler Bewegungsstörung und mit schwerer körperlicher Behinderung ist Boccia der ideale Hallensport.

Für Boccia ist taktisches und vorausschauendes Denken gefragt. Boccia hat einen hohen therapeutischen Wert und ist ein Teamspiel. Das fördert die Kommunikation und hilft, Berührungsängste abzubauen.

Interessierte Menschen werden je nach Schweregrad ihrer körperlichen Beeinträchtigung beim Boccia in drei Wettkampfklassen eingeteilt. Sie treten einzeln oder im Team gegeneinander an. Beim Einzelbewerb wirft jede Spielerin bzw. jeder Spieler sechs Bälle. Beim Teambewerb wird pro Spieler oder Spielerin zweimal geworfen.

Boccia ist im Behindertensport eine Sportart für AthletInnen mit schweren motorischen Einschränkungen aller vier Extremitäten mit cerebralem (z.B. Spastik) oder nicht cerebralem Ursprung (Tetraplegie, Multiple Sklerose, etc.).

Ursprünglich als Sportart der CP-ISRA nur für Cerebralparetiker erlaubt, erfolgte in den letzten Jahren eine Öffnung für andere schwere Behinderungsformen durch Einführung einer zusätzlichen Spielklasse (BC4). Ziel ist es, die eigenen Bälle in die Nähe eines Zielballs zu bringen bzw. den Gegner/in an diesem Vorhaben zu hindern. Neben allgemeinen motorischen und koordinativen Fertigkeiten (Wurffähigkeit, Zielgenauigkeit, etc.) stellt diese Sportart hohe Anforderungen an Konzentration und Taktik. Gespielt wird in Einzel- und Mannschaftsspielen.

BC1 – Spieler/innen mit Einschränkungen aller vier Extremitäten, schlechter Greif-Loslassfunktion der Hände, sowie schlechter Rumpfstabilität. Das Spielen mit den Füssen ist erlaubt. Sind zumeist auf einen Elektrorollstuhl angewiesen, können keinen Handrollstuhl bedienen.

BC2 – Schwere bis mittlere Einschränkung aller vier Extremitäten, bessere Rumpfstabilität als BC1, können einen Handrollstuhl bedienen.

BC3 – Schwere lokomotorische Dysfunktion cerebralen oder nicht cerebralen Ursprungs in allen vier Extremitäten. Diese Spieler/innen sind nicht in der Lage, den Ball funktionell anzutreiben, da sie keine nachhaltige Greif- oder Loslassfunktion haben. Um einen Bocciaball auf das Spielfeld zu werfen, benützen sie Rinnen als Behelfsgeräte. Jede/r Spieler/in kann durch eine/n Helfer/in unterstützt werden, der in der Spielerbox bleibt, jedoch dem Spielfeld den Rücken zuwenden und die Augen vom Spiel abwenden muss.

BC4 – Motorische Einschränkungen aller vier Extremitäten nicht cerebralen Ursprungs, z.B. Tetraplegie (= hohe Querschnittlähmung), Multiple Sklerose, Muskeldystrophie, etc., verbunden mit schlechter Rumpfkontrolle. Greif- und Wurffähigkeit sind stark eingeschränkt.

Beide Sportarten werden im Rahmen der Sport Austria Finals powered by Intersport & Holding Graz ihre Österreichischen StaatsmeisterInnen küren.

Die Übersicht:

Was: ÖSTM Boccia
Wann: 16. bis 17. Juni 2022
Wo: ASKÖ Halle Eggenberg, Graz, Schlossstraße 20
Zeitplan:
16.6. Spielbeginn: 10:00, Ende 20:00
17.6. Spielbeginn 9:00, Siegerehrung 13:30

Was: Win2Day Rollstuhl-Basketball Bundesliga ÖSTM Rollstuhl-Basketball 3×3, Finalrunde
Wann: 17. Juni 2022
Wo: ASKÖ Halle Eggenberg, Graz, Schlossstraße 20
Zeitplan:
Einlass: 14:00
Spielbeginn: 15:00
Ende ca.: 20:00
Siegerehrung am Karmeliterplatz: 21:00

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