29. MAI – 2. JUNI IN INNS­BRUCK/TIROL

Der Vergleich!

Kurz vor dem Start der Sport Austria Finals powered by Intersport & Holding Graz haben wir uns mit dem Präsidenten des Österreichischen Dartverbandes Dr. Friedrich Frühwald ausführlich unterhalten.

Wie sind Sie zum Darts gekommen?
Friedrich Frühwald: Ich bin eigentlich ein Spätberufener und hatte meine ersten Darts erst mit 50 Jahren in der Hand. Im Grunde war das purer Zufall. Wir waren in einer Sechsergruppe in einem Lokal und haben uns dort an einem elektronischen Darts-Automaten versucht. Da hat sich herauskristallisiert, dass das echt Spaß macht. Das Interesse ist dann gestiegen und das Schauen der Weltmeisterschaft im Fernsehen hat ihr übriges dazu beigetragen – so sind wir dann auch beim Steel-Darts gelandet. Was für mich immer noch faszinierend ist, ist der Fakt, dass man sich direkt mit der Weltspitze vergleichen kann. Ich kann mich zahlenmäßig beispielsweise an Michael van Gerwen orientieren. Er trifft halt um den Faktor X mehr Punkte, aber ich kann mein Spiel direkt vergleichen. Das ist in anderen Sportarten wie z.B. Fußball oder Tennis definitiv nicht möglich.

Und irgendwann sind Sie dann Präsident des Österreichischen Dartsverbandes geworden?
Frühwald: Wir hatten lange Zeit mit den elektronischen Dartsverbänden verhandelt, ob wir gemeinsame Sache machen – das hat aber bislang nicht funktioniert. Das steht zwar immer noch auf der Tagesordnung, aber ruht im Moment. Im Zuge dieser Geschichte ist der Verband zur Erkenntnis gekommen, dass ein Jurist im Vorstand keine blöde Idee wäre. Naja, dann ist man an mich herangetreten und ich wurde vor knapp 7 Jahren Vize-Präsident. Irgendwie war der Weg dann vorgegeben und ich bin vor ziemlich genau 5 Jahren Präsident geworden. Böse Zungen behaupten, wenn man im Darts nichts trifft, muss man eine Funktion übernehmen (lacht).

Was sind für Sie die Meilensteine in der Geschichte des Österreichischen Dartsverbandes?
Frühwald: Einer der wichtigsten Meilensteine in der österreichischen Dartsgeschichte war mit Sicherheit der Aufstieg von Mensur (Anm.: Suljovic) in die Top-10 der Welt. Das hatte eine enorme Auswirkung und einen großen Impact auf unseren Sport gehabt. Ich kann mich erinnern, als damals – noch vor dem Höheflug von Mensur – in einer Tageszeitung ein Kurzbericht über eine Darts-TV-Übertragung veröffentlicht wurde. Der Sport wurde heruntergemacht und alles in Frage gestellt. Durch den Verdienst von Mensur hat sich das gewandelt und ins Positive gedreht. Man liest jetzt wohlwollende Berichterstattung und die öffentliche Wahrnehmung ist eine ganz andere. Langsam aber doch kommen wir auch von dem „Wirtshausimage“ weg – auch wenn die Entstehung unserer Sportart ganz klar aus der Kneipe kommt. Die Bilder, die es von früher gibt, wo bei einer WM geraucht und Bier getrunken wird, wäre heutzutage undenkbar. Von dem her, geht das sicherlich den richtigen Weg und wird immer professioneller.

Auch wenn Mensur Suljovic, Rowby-John und Rasty-Jake Rodriguez bei der ÖSTM nicht mitspielen dürfen, wie wichtig ist es, solche Zugpferde, die international so erfolgreich sind, zu haben?
Frühwald: Mensur hat damals einen richtigen Boom ausgelöst. Auf einmal wollten alle Darts spielen. Aber es hat sich schnell ein Problem herauskristallisiert, denn Darts ist ein sehr trainingsintensiver Sport. Wenn man im Fußball beispielsweise zwei- bis dreimal in der Woche trainiert, geht schnell etwas weiter. Wenn ich ein guter Dartsspieler werden will und Profiambitionen habe, geht unter ein paar Stunden Training pro Tag nicht viel. Das hat dann einige Interessierte abgeschreckt. Für eine Freizeitbeschäftigung reicht minimales Training sicherlich aus, aber da ist dann meistens bei einer 60-Punkte-Aufnahme (im Schnitt) auch irgendwann Schluss. Weiter wird man so nicht kommen! Das ist der Nachteil, auch wenn das Spiel von der Anlage her sehr einfach ist – aber es ist nun mal ein Präzisionssport. Bei einem Talent erkennt man sehr schnell, wer regelmäßig trainiert. Die Dunkelziffer (Anm.: das Fünf- bis Zehnfache der gemeldeten Spielerinnen und Spieler) ist aber in unserem Sport sehr hoch und viele Personen spielen in Pubs oder zu Hause – nur halt nicht in organisierten Vereinen.

Ist auch ein weibliches Zugpferd in Sichtweite?
Frühwald: Wir haben durchaus weibliches Potential in Österreich, auch wenn die Dunkelziffer wohl noch höher ist als bei den Herren. Es gibt verschieden Vermutungen, warum nur so wenige Frauen in Vereinen spielen, aber das konnten wir bislang noch nicht verifizieren – es ist ein kleines Rätsel, das wir noch nicht lösen konnten. Eigentlich ist unsere Sportart so beschaffen, dass alle die gleichen Bedingungen haben und es keinen Unterschied zwischen Frauen und Männern gibt – es wären somit die idealen Voraussetzungen. Wenn wir international schauen, tun Spielerinnen wie Fallon Sherrock der Entwicklung richtig gut – sie hat damals mit dem Sieg über Mensur erstmals so richtig auf sich aufmerksam gemacht hat. Er hatte dann irgendwie Angst vorm Verlieren, das hat ihn gehemmt und dann war es schon passiert. Da ist der Kopf einfach ein entscheidender Faktor.

Auf was sind Sie während Ihrer Amtszeit als Präsident am meisten stolz?
Frühwald: Wir sind nach einer langen Vorlaufzeit nun seit knapp 2 Jahren assoziiertes Mitglied bei der Sport Austria. Ich habe am Beginn meiner Amtszeit das Archiv durchforstet und ein Sitzungsprotokoll von 1991 gefunden. Dort war niedergeschrieben, dass Darts mit dem ÖDV eine offizielle Sportart bei der damaligen Bundessportorganisation werden soll. Das hat sich – wie man sieht – doch etwas gezogen. Wir haben uns dann alles genau angeschaut und gesehen, wie es nicht funktioniert. Das Problem war lange, dass wir diesen Schritt gemeinsam mit dem elektronischen Dartsverband machen wollten, da wir mehr zusammen Mitglieder und Vereine gehabt hätten. Das wurde 2018 gegen unsere Intentionen über Bord geworfen, wir haben uns dann im ÖDV zusammengesetzt und sind geschlossen auf die Sport Austria zugegangen. Das hat glücklicherweise funktioniert. Im Herbst dieses Jahres werden wir bei der Generalversammlung dann den Antrag auf ein Vollmitgliedschaft stellen – darauf sind wir sehr stolz und es ist der Lohn für die harte Vorbereitungszeit.

Was tut sich sonst aktuell im Österreichischen Dartsverband bzw. welche Themen stehen da aktuell auf der Agenda?
Frühwald: Aktuell läuft unser Ausbildungsprogramm für Trainerinnen und Trainer – das ist in drei Stufen aufgeteilt: Zuerst kommt der Übungsleiter, dann der Instruktor, abschließend der Trainer. Die erste Stufe haben wir schon erfolgreich abgeschlossen, es gibt nun schon einige Übungsleiter. Der ÖDV wird zukünftig in der Lage sein, eine komplette Ausbildung im Darts anzubieten und umzusetzen. Das wird zum einen von der Sport Austria in Form eines Konzeptes gefordert, aber wir wollen das mit einer hohen Qualität in der Praxis durchführen. Das ist für unseren Sport ein wichtiger Fakt, aber es hängt logischerweise auch viel organisatorische Arbeit dran. Darüber hinaus wollen wir am Ende 9 starke Landesverbände haben. Aktuell sind in Tirol und Vorarlberg noch die elektronischen Dartvereine dominant. Diesen ‚weißen Fleck‘ wollen wir ausmerzen. Das ist eine Mamut-Aufgabe, aber wir sind zuversichtlich und optimistisch.

Der ÖDV versucht sich ja ständig weiterzuentwickeln. Gezielte Nachwuchsarbeit, ein Konzept für Para-Darts. Welche Entwicklung erwarten Sie in den nächsten Jahren bzw. wo wird die Reise hingehen?
Frühwald: Wir wollen nicht nur als Sportart anerkannt sein, das haben wir mit der Aufnahme bei der Sport Austria bereits geschafft, sondern uns auch von der Randsportart wegentwickeln und näher zum ‚Mittelpunkt der Gesellschaft‘ rücken. Das wir dabei nie dem Skisport oder dem Fußball das Wasser reichen können, ist klar. Wir arbeiten intensiv daran, dass wir auch in den Schulen Fuß fassen. Unser Weg ist ein sehr langer, aber wir haben die ersten Schritte in die richtige Richtung schon gemacht. Wir müssen stabile Voraussetzungen schaffen, um langsam aber stetig weiterzukommen. Wichtig ist, dass man etwas vorweisen kann, da ist dann die Gesprächsbasis eine ganz andere. Die Jugendarbeit werden wir weiterhin konsequent vorantreiben, das ist eine Investition für die Zukunft.

Eine wichtige Rolle kann hier das Multisport-Event in Graz Spielen. Nächste Woche beginnt die zweite Auflage der Sport Austria Finals powered by Intersport & Holding Graz Was sind Ihre Erwartungen für 2022?
Frühwald: Ich bin kein Freund, dass man das dann am Ende an Zahlen festmacht. Bei der letzten Österreichischen Staatsmeisterschaft hatten wir im Februar bei den Herren rund 150 Teilnehmer. Natürlich sehen wir es gerne, wenn da Spieler dazukommen. Auf der anderen Seite bin ich bei diesem Jahresevent nicht der Fan von großen Teilnehmerzahlen. Wir haben da schon Überlegungen angestellt, wie man das zukünftig attraktiver gestalten kann. Wir denken da beispielsweise an Vorturniere, über die man sich dann für das Hauptevent qualifizieren kann und dann dort nur noch die besten 32 oder 64 Spielerinnen und Spieler teilnehmen werden. Das ist aber meine persönliche Meinung, da der Sport so mehr Gewicht bekommt und die Qualität dann viel höher ist. Darüber hinaus gibt es einmal im Monat Ranglistenturniere, da soll dann auch wirklich jeder kommen. Meiner Meinung nach sind das zwei Paar Schuhe. Aber wir freuen uns schon richtig auf unsere Bewerbe bei den Sport Austria Finals und wollen Werbung für den Dartssport machen.

Wir danken sehr herzlich für das Gespräch!

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