Gerald Zimmermann ist eine Institution im heimischen Kickbox-Sport. Vier Welt-, zwei Europameistertitel sowie unzählige Staatsmeistertitel zieren die erfolgreiche Karriere des Kärntners. Als Sportler galt er als Einzelgänger, aber mit dem Herz am richtigen Fleck, vor allem für seinen Sport und seine Athlet:innen. Zimmermann, der nicht nur ein erfolgreicher Athlet war und heute Trainer in Velden sowie Präsident des Kärntner Landesfachverbandes für Kickboxen ist, hat in St. Egyden eigenhändig einen Stützpunkt aufgebaut, der schon viele Welt- und Europameister hervorgebracht hat. Darunter auch sein Sohn, Erik.
Das Kickboxen wurde dem 19-Jährigen quasi in die Wiege gelegt. Schnell war klar, dass es auch seine bevorzugte Sportart sein sollte: „Ich bin in den Sport hineingewachsen. Ich habe gesehen, dass der Papa da sehr engagiert ist. Schnell hat mir das Kickboxen auch getaugt, habe es sehr cool gefunden und wollte es ebenfalls machen. Es war in meiner Kindheit immer besonders, wenn er mit seinen Pokalen nachhause gekommen ist. Aber richtig einschätzen, was er da wirklich geleistet hat, konnte ich damals noch nicht. Es war aber immer lässig“, erinnert sich Zimmermann, der seit Jänner als Heeressportler großartige Unterstützung erfährt, zurück.
„Ich liebe die Geschwindigkeit“
Aber was ist die Faszination am Kickboxen? „Ich liebe die Geschwindigkeit und die Balance zwischen dem Treffen und nicht Treffen lassen. Die Technik und die vielen verschiedenen Varianten machen die Sportart für mich zu etwas ganz Besonderem. Es wird nie langweilig und die Kombinationen aus Kicker und Boxer machen es für mich aus“, erklärt der 19-Jährige.
Das Kickboxtalent, wenn man nach einem Europameistertitel in der Allgemeinen Klasse (bis 69 Kilogramm) noch von einem Talent sprechen kann, hat in seiner noch jungen Karriere schon eine Vielzahl an nationalen und internationalen Erfolgen einfahren können. Darunter auch der erste EM-Titel bei den Erwachsenen im letzten Jahr. „Ich durfte schon viele schöne und emotionale Siege feiern, aber der erste EM-Titel bei den Erwachsenen fällt schon noch einmal in eine andere Kategorie. Es war ein großartiges Erlebnis, das immer noch in meinem Kopf präsent ist“, gibt der Kärntner zu Protokoll. Und eines ist so sicher wie das Amen im Gebet – auch Erik ruht sich nicht auf seinen Erfolgen aus, hat vielmehr schon das nächste Ziel ins Auge gefasst: Den Weltmeistertitel! „Von den sportlichen Erfolgen fehlt mir nur noch der Weltmeistertitel in der Allgemeinen Klasse. Das ist mein großes Zeil, dafür arbeite ich jeden Tag hart und gehe konsequent meinen Weg. Im November gibt es die nächste Chance, aber die Gegner sind stark. Das K.-o.-System hat es noch etwas schwieriger gemacht und der Faktor Glück spielt eine große Rolle. Von meiner Entwicklung und meiner Form her, sollte es aber auf alle Fälle im Bereich des Möglichen sein“, gibt Zimmermann, der sich zusätzlich noch für die World Combat Games in Saudi-Arabien qualifizieren konnte, die Richtung vor.
Zusammenspiel Vater und Sohn
Und damit der Ausnahmekönner weiterhin auf den Punkt seine Leistung abliefern kann, spielt Papa Gerald als Trainer eine entscheidende Rolle: „Wir haben ein sehr gutes Verhältnis und es bringt jeder seine Ideen ein. Das passt gut. Natürlich gibt es auch Meinungsverschiedenheiten, aber das gehört dazu. Wir denken in die gleiche Richtung, daher kann ich Tipps gut annehmen und es geht etwas weiter“, spricht der amtierende Europameister über das Verhältnis zu seinem Trainer-Papa, der die Zusammenarbeit wie folgt beschreibt: „Ich bin zu allen streng (lacht). Da mache ich keinen Unterschied, ob ich jetzt mit meinem Sohn oder einem anderen Athleten trainiere. Mit mir kann man aber durchaus Spaß haben. Im Sport sehe ich mich doch eher als strengen Trainer, der auch – egal ob jemand Europa- oder Weltmeister ist – auf Fehler hinweist. Bei meinem Sohn ist es halt manchmal etwas schwieriger, da ich eben auch sein Vater bin und da glaubt er mir vielleicht da und dort nicht immer alles gleich beim ersten Mal.“
Eine Halle für den Erfolg
Seit knapp 10 Jahren stehen Erik Zimmermann und seinen Mitstreitern in seiner Heimat eine eigene Halle zur Verfügung. Mit Unterstützung der Gemeinde, der Sportunion und dem Land Kärnten (Anm.: Abteilung Sport) wurde auf Initiative von Gerald Zimmermann eine 120 Quadratmeter große Trainingshalle für den Verein errichtet. Fortan konnte täglich an den Nachmittagen beziehungsweise an den Abenden (auch in den Ferien) dort trainiert werden. Die Vormittage wird sie der ortsansässigen Volksschule für Turneinheiten zur Verfügung gestellt. „Die Halle ist natürlich sehr hilfreich. Wenn ich von anderen Vereinen höre, dass sie im Sommer keine Möglichkeit zum Trainieren haben, ist das echt zäh. Betrachtet man die Infrastruktur, können wir uns nicht beschweren. Das ist wohl auch der Grund, warum aus unserer Kärntner-Kickbox-Familie viele erfolgreiche Athletinnen und Athleten herausgekommen sind“, sagt der Heeressportler, der sich auch schon wieder auf die Sport Austria Finals powered by Holding Graz freut. Bei seinen ersten beiden Teilnahmen konnte der Kärntner in seiner Kategorie jeweils souverän gewinnen. „Es ist eine super Veranstaltung, die super organisiert ist. Ich fühle mich sehr wohl und komme immer wieder gerne nach Graz. Wenn so viele Verbände an einem Ort sind, entwickelt das eine richtig coole Dynamik. Das ist für uns Sportler auch nicht alltäglich – man kann es nur genießen.“