Eine unglaubliche Finalserie ist zu Ende. Der Wiener Floorball Verein nutzte am Samstag den ersten Matchball, setzte sich gegen VSV Unihockey nach drei Spielen (6:2, 5:3 und 9:4) in einem nervenaufreibenden Duell durch und konnte den Staatsmeistertitel aus dem Vorjahr erfolgreich verteidigen. Eine Bestätigung für den eingeschlagenen konsequenten Weg!
Schnelligkeit, Kraft, Koordination, Ausdauer, Beweglichkeit, Dynamik, Fairness, Teamspirit und ein hoher Spaßfaktor – all das sind Begriffe, die den Sport Floorball seit vielen Jahren auszeichnen. Es gibt wohl wenige, die sich nicht an „Hanni & Nanni“, eine 2010 entstandene deutsche Jugendfilm-Komödie, erinnert. Genau diese eineiigen Zwillinge und ihre Liebe zum Hockeysport haben in Europa einen richtigen Boom ausgelöst und sollten fortan vielen Athlet:innen und Vereinen in Österreich ihren sportlichen Weg weisen. Davon profitierte auch der Wiener Floorball Verein (WFV), der seit 20 Jahren eine feste Größe im heimischen Floorball-Sport ist und diesen entscheidend mitgeprägt hat.
„In den letzten Jahren ist bei uns sehr viel Positives passiert. Unser Verein steht mittlerweile für nachhaltige Jugendarbeit und Professionalität im Amateursport. Das sind jene zwei Bereiche, die uns auszeichnen. Es steckt ein langfristiges Konzept dahinter, und wir wollen den Anteil der selbst ausgebildeten Spielerinnen und Spieler für unsere Damen- und Herrenmannschaft deutlich erhöhen. Das ist unsere klare Zielsetzung“, erklärt WFV-Präsident Karl Zehetner, der erst vor Kurzem auch das Präsidentenamt im Österreichischen Floorball Verband übernommen hat.
Jetzt für die Zukunft
An Floorball-Nachwuchs mangelt es beim WFV jedenfalls nicht, auch wenn es mit den Hallenzeiten nicht immer einfach ist. Für die kommende Saison plant man mit 110 Kindern und Jugendlichen im Alter zwischen 8 und 19 Jahren. Seit Herbst 2022 läuft ein Pilotprojekt, um mit Volksschulkindern in der Nachmittagsbetreuung Floorball zu spielen. Derzeit laufen zwei Nachmittagskurse für eine Volksschule. Die Kinder sind begeistert, dass sie mit ihren Schulkolleg:innen Sport betreiben können und die Direktorin freut sich, dass es ein neues Bewegungsangebot gibt. „Dieser Zugang hat sich definitiv bewährt, und es gibt noch weitere Schulen, die interessiert sind. Wir legen unseren Schwerpunkt auf Nachwuchsarbeit, daher versuchen wir da möglichst viele Maßnahmen zu setzen. So wird es in der neuen Saison ein reines Mädchentraining geben – das hilft uns bei unserer Vereinsentwicklung. Wir haben sehr viel Freude damit und sehen, wie wir zusammen schrittweise weiterkommen“, berichtet Zehetner, der auch die Ausbildung der Trainer und Übungsleiter im Verein mit Weitblick forciert. Durch diesen bereits angestoßenen Prozess will man von Zuzügen aus dem Ausland und den Bundesländern in Zukunft eine Spur unabhängiger werden.
Man hat bereits viele Akzente für das Heute-für-morgen-Prinzip gesetzt, schwimmt aber auch bei der Herrenmannschaft auf der Erfolgswelle. Nach einem verpatzten Saisonstart hat der neue finnische Trainer Kimmo Mustonen seine Spieler wieder aufgeweckt und für einen erfolgreichen Re-Start gesorgt, der am vergangenen Samstag in der restlos gefüllten Halle mit dem Titelgewinn vollendet wurde. Darüber hinaus waren knapp 2.000 Fans via Livestream Zeugen einer unterhaltsamen Partie. Der Wiener Floorball Verein konnte seinen Staatsmeistertitel aus dem Vorjahr nach einem klaren 3:0-Gesamtsieg in der Best-of-Five-Serie souverän verteidigen: „Der Sieg ist natürlich großartig und hat einen sehr hohen Stellenwert. Spannende Spiele und die ganzen Emotionen machen es am Ende aus. Natürlich hat das auf unseren Weg positive Auswirkungen. Die Kinder und Jugendlichen spielen logischerweise lieber bei einem Verein, der erfolgreich ist. Der eingeschlagene Weg ist gut, aber es wartet noch viel harte Arbeit auf uns“, weiß der WFV-Präsident.
Viel Leben und Dynamik
Einer der Führungsspieler des Wiener Floorball Vereins ist Niklas Felsberger. Der 22-jährige Jus-Student hat vor knapp vier Jahren seinen Lebensmittelpunkt nach Wien verlegt, ist zum Leader gereift und aus der jetzigen Meistermannschaft nicht mehr wegzudenken. „Ein unfassbar cooler Tag. Wir hatten keine gute Saison, haben uns aber zurückgekämpft und sind in einen richtigen Flow gekommen. Die Stimmung war beeindruckend, und wir freuen uns, dass wir gleich den ersten Matchball nutzen konnten. Es fühlt sich richtig gut an. Für solche Momente leben wir“, strahlt Felsberger nach einem intensiven Duell mit VSV Unihockey. Für den Kärntner war es ein besonderes Finale, denn er trat gegen seinen Vater Harald, aktueller VSV-Co-Trainer, an.
Wenn man sich die Entwicklung in den letzten Jahren ansieht, ist die Wiederholung des Erfolgs wenig verwunderlich. Der Verein wurde zunehmend professioneller aufgestellt, Studenten als Neuzugänge haben den vorgegebenen Rahmen mit viel Leben und Dynamik gefüllt. „Das Vereinsgefüge ist richtig gut. Unsere Mannschaft lebt von den Studenten, die aus den einzelnen Bundesländern nach Wien kommen. Das ist eine Kombination, die prima funktioniert. In den letzten Jahren ist viel Positives passiert, da hat sich einiges verbessert. Speziell die Jugendlichen werden super gefördert und können regelmäßig auch schon bei uns reinschnuppern – das ist einfach wichtig und hat mir früher ebenfalls extrem geholfen. Lange Zeit wurde das hier vernachlässigt, jetzt ist man aber auf einem sehr guten Weg“, erklärt der akribisch arbeitende Center, der vom neuen finnischen Headcoach bereits stark profitieren konnte, in seinem Spiel facettenreicher wurde und mehr kalkulierbares Risiko in sein eigenes Passspiel gebracht hat.
Der WFV hat eine klare Mission: Floorball soll in Wien auf eine solide und nachhaltige Basis gestellt werden, mehr in die Öffentlichkeit rücken und mit Ideen sowie neuen Ansätzen nicht nur Treiber sein, sondern auch als Vorreiter fungieren. Der Weg ist das Ziel, und Ziele bewegen – hoffentlich auch in Zukunft.