29. MAI – 2. JUNI IN INNS­BRUCK/TIROL

Pielachtal – Nabel der Tischfußball-Welt

Innerhalb Österreichs ist das Pielachtal im Herzen von Niederösterreich vor allem für die Dirndl-Frucht bekannt. Die Kornelkirsche gibt Säften, Marmeladen oder Edelbränden einen freuchtig-säuerlichen Geschmack.

Außerhalb Österreichs ist das Pielachtal vor allem für seinen Tischfußball-Verein bekannt. Ein Aufeinandertreffen mit dem Sportunion Tischfußballclub Pielachtal läuft für die nationale und internationale „Wuzzel“-Konkurrenz jedenfalls selten „nach Geschack“.

Unbeschwertes Schwerbach

Bestes Beispiel? Die Champions League 2022.

Beim Kräftemessen der Tischfußball-Elite in Rom (Italien) holte der 2005 gegründete TFC Pielachtal beim sechsten Antreten erstmals den wichtigsten Titel im europäischen Vereins-Tischfußball. Im Finale siegten die Niederösterreicher mit 40:34 gegen St. Gallen (Schweiz). Davor bezwangen der „Dorfklub“ die Konkurrenz aus Bamberg, Bratislava, sowie die favorisierten Franzosen aus Evry.

„Der Titel hat nicht nur für mich persönlich, sondern vor allem für Niederösterreich, das Pielachtal und den Ort einen sehr hohen Stellenwert“, sagt Kevin Hundstorfer. Der 32-Jährige ist so etwas wie die „Gallionsfigur“ des TFC, aber eigentlich ein „Legionär“. Der Oberösterreicher reist zu den Trainings eigens aus dem 90 Auto-Minuten entfernten Wels nach Schwerbach an.

Schwerbach? Die 500 Einwohner kleine Ortschaft, die zur Gemeinde Kirchberg an der Pielach zählt, ist der sprichwörtliche Nabel der österreichischen Tischfußball-Welt. In Schwerbach versteckt sich das urige Vereinsheim des TFC im Hinterhof eines kleinen Landgasthofes.

Kann mit dem Ball umgehen und hat gut lachen: Kevin Hundstorfer ist aktuell Zweiter der Weltrangliste.

Weltklasse-Sport in familiärer Atmosphäre

(Graffiti-)Bemalte Wände, eine Bar, eine Dartscheibe, eine Sitzecke samt Kamin und viele Fenster sorgen für eine gleichermaßen familiäre wie helle Atmosphäre. Trophäen und Medaillen zeugen von den großen Erfolgen des Klubs. Man darf also erwarten, dass sich die rund 60 Mitglieder des Vereins hier mehr als nur wohl fühlen.

„Ich bin vor einiger Zeit hierher gewechselt und wurde nicht enttäuscht. Der Verein wird mit viel Liebe geführt und alle fühlen sich wohl“, sagt U13-Weltmeister Raphael Holzer, der aus Gföhl im Waldviertel stammt. „Es ist ein Verein, der mit Leidenschaft und sehr viel Herzblut agiert“, ergänzt Routinier Hundstorfer.

Materielles Herzstück des Vereinsheims sind aber die insgesamt acht Tische, die in den Trainingseinheiten des Klubs regelmäßig bespielt werden. Wie es sich für einen großen Tischfußball-Verein gehört, zählen die fünf offiziellen Turniertische – Modelle aus Italien, Frankreich, Deutschland und den USA – zum Standard-Repertoire. Jeder Hersteller hat seine Eigenheiten. Die favorisierten Tische der meisten heimsichen Asse hören auf die Namen Garlando und Leonhart und sind italienischen bzw. deutschen Fabrikats. Das gilt auch für das Brüderpaar Burmetler. Beide haben es aus der eigenen Jugend zu Leistungsträgern des Vereins gebracht und stammen direkt aus dem Ort.

Bonzini (Frankreich), Leonhart (Deutschland) und Garlando (Italien) – zwischen den Tischen gibt es große Unterschiede.

„Dorfkinder“ wuzzeln sich an die Weltspitze

Stefan ist gerade einmal 16 Jahre alt, war aber wie Daniel (21) beim Champions League Triumpf im vergangenen Sommer bereits mit dabei. Auch die Burmetlers streichen die Atmosphäre im Klub heraus. „Das Besondere am TFC ist die Gemeinschaft. Wir unternehmen auch fernab der Tische etwas gemeinsam.“

Aber wie ist das mit der Rivalität im Hause Burmetler? Einst waren die Schwerbacher einst zusammen Junioren-Weltmeister im Doppel, um sich weiterzuentwickeln, spielen sie derzeit aber vorwiegend mit anderen Partnern. „Wir geben beide Vollgas, jeder will gewinnen, aber wir freuen uns auch über die Erfolge des anderen“, sagen die Brüder, die sich um Nichts neidig sind.

Zuhause wird eine Stricherlliste geführt, um die Ergebnisse der Begegnungen untereinander festzuhalten. Auch bei offiziellen Turnieren kommt es regelmäßig zu direkten Duellen im Einzel-Bewerb. Laut Weltrangliste hat Daniel (6.) im Doppel die Nase vorne, im Einzel ist Stefan (11.) laut ITSF der bessere. „Er hat die gewisse Lockerheit“, meint Daniel.

Back to the roots: Das Brüderpaar Stefan (li.) und Daniel Burmetler im Doppel.

Steile Lernkurve für alle

Neben den Trainings und Turnieren geben die Burmetlers ihr Tischfußball-Know-How im Rahmen von Workshoprs auch an Kinder und Jugendliche weiter. Generell ist der TFC Pielachtal bekannt für die Förderung der jüngsten Talente.

„Die Nachwuchsarbeit ist ein wesentlicher Bestandteil des Vereins. Wir beginnen mit Kindern im Alter von sieben Jahren und fördern sie dann in weiterer Folge auch als Jugendliche und Erwachsene“, sagt Obmann Thomas Wagner, der vor kurzem auch wieder das Präsidenten-Amt im Tischfußballbund Österreich (TFBÖ) übernommen hat. Die Schulen aus der Umgebung können die Räumlichkeiten des TFC jederzeit kostenlos nutzen.

Wagner hält dem Sport seit Jahrzehnten „die Stange“. Was macht die Faszination des Fußballs zu Tisch aus? „Tischfußball ist für jedermann und jede Frau, egal welchen Alters. Es ist relativ leicht zu erlernen und somit entwickelt sich schnell auch ein Spielspaß“, sagt der TFBÖ-Chef.

Die Anerkennung durch Sport Austria sei ein großer Meilenstein gewesen. „Das hat eine Riesenbedeutung für die ganze Szene. Es fängt damit an, dass wir in der Zeitung im Sportbereich abgebildet sind. Das hilft uns in der Abgrenzung zur Wirtshausdisziplin.“

Im Pielachtal wuzzeln auch die Jüngsten: Der Verein ist für seine Nachwuchsarbeit bekannt.

TFBÖ fiebert „goldenen“ Sport Austria Finals entgegen

Im Juni zeigt sich der Tischfußball im Rahmen der Sport Austria Finals 2023 powered by Holding Graz erstmals auf der größtmöglichen Sportbühne. Die gesamte Community fiebert auf die Staatsmeisterschaften hin.

„Ein super Rahmen, der den Tischfußball populärer macht und positive Auswirkungen auf die Zukunft des Sports haben wird. Das ist nicht selbstverständlich, deshalb geht ein großes Lob an alle, die ehrenamtlich mithelfen und das möglich machen“, unterstreicht Hundstorfer. Der Welser sieht sich als Favorit: „Es ist mein Anspruch, das Turnier zu gewinnen, nicht nur, weil es erstmals um wirklich viel Preisgeld geht.“

TFBÖ-Partner philoro Edelmetalle GmbH prämiert alle Staatsmeister:innen mit Goldpreisen im Wert von insgesamt 50.000 Euro, wobei die Bewerbe der Frauen und Männer gleich hoch dotiert sind.

„Die Sport Austria Finals sind etwas ganz Besonderes. Dass es diesmal etwas zu gewinnen gibt, sorgt für einen besonderen Reiz. Wir werden uns akribisch vorbereiten“, sagen Daniel und Stefan Burmetler.

Der Präsident verspricht: „Es wird ein riesengroßes Tischfußballfest. Wir sind in freudiger Erwartung und mitten in den Vorbereitungen. Ich hoffe auf viele Fans und kann versprechen: Bei uns wird’s abgehen.“

Das Training beim TFC Pielachtal in Bildern:

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