„Kämpfen liegt uns im Blut“ 

Wenn Benedikt Ernst über den Ringsport spricht, dann spürt man sofort: Hier geht es nicht nur um Zahlen, Platzierungen oder Taktiken. Hier spricht jemand, der für seine Sportart in all seinen Facetten brennt. Der Sportdirektor des Österreichischen Ringsportverbands ist längst mehr als nur Funktionär – er ist Motivator, Analyst, Krisenmanager und Visionär in Personalunion. Gerade in Zeiten, in denen Erfolge und Unsicherheiten eng beieinanderliegen.

Ein Bronze-Märchen mit Hindernissen

Die jüngste Europameisterschaft brachte dem österreichischen Ringsport einen wichtigen Lichtblick: Martina Kuenz griff im Freistil nach einer Medaille – und hielt sie am Ende trotz aller Widrigkeiten fest in der Hand. Für Ernst ein Moment, der weit über das Sportliche hinausgeht. „Wenn man weiß, durch was sie gegangen ist – Verletzungen, Krankheiten, eine verkorkste Vorbereitung – dann hat diese Bronzemedaille fast goldenen Glanz. 2018 gab es für die Kuenz die erste Medaille, was seither passiert ist, kann sich sehen lassen“, so Ernst, der Kuenz seit 15 Jahren begleitet. Für ihn ist klar: Diese Leistung steht sinnbildlich für den unbändigen Willen, den es braucht.

Zwischen Sparzwang und Aufbruchsstimmung

Doch so groß die Freude über sportliche Erfolge auch ist – Ernst bleibt Realist. Der Ringsport in Österreich steht sportpolitisch unter Druck. „Einsparungen sind aktuell unser ständiger Begleiter. Wir haben Strukturen aufgebaut, kämpfen um Professionalität, und gleichzeitig weiß keiner, wie die Förderlandschaft in ein paar Monaten aussehen wird.“ Eine Herausforderung, die den Verband beschäftigt – aber nicht lähmt. Im Gegenteil: Gemeinsam wird weiter akribisch an der Zukunft des Ringsports gearbeitet, auch wenn der Weg manchmal steinig ist.

Generation Umbruch: Von Paris nach L.A.

Nach den verpassten Olympia-Qualifikationen für Paris richtet sich der Blick vorsichtig Richtung Los Angeles 2028. Doch Ernst weiß, dass gerade bei seinen arrivierten Athlet:innen Zeit ein kritischer Faktor ist. „Wir denken von Großereignis zu Großereignis. Gerade bei Athleten über 30 muss man individuell planen – zwischen sportlichen Zielen und privaten Lebenssituationen.“ Während Routiniers wie wie zum Beispiel Martina Kuenz, Johannes Ludescher oder Daniel Gastl genau diesem Credo folgen, ist das Thema Nachwuchs ein großes. „Ringen im Breitensport ist bei den Männern durch unterschiedliche Angebote wie eine Liga im Herbst oder Landesmeisterschaften möglich. Das gibt’s für Frauen in Österreich nicht. Ein Mädchen Mannschaftsvergleichsturnier wurde 2024 erstmalig ins Leben gerufen. Allerdings ist klar, wer sich für den Ringsport entscheidet, muss Entbehrungen hinnehmen. Wer ist dafür noch bereit in unserer Gesellschaft?“

Doch es gibt Hoffnung: In den Altersklassen U17 und U20 gibt es einige interessante Athlet:innen, die diesen harten Weg eingeschlagen haben und schon tolle Teilerfolge erzielen konnten. Ob sie den Sprung in die internationale Spitze schaffen werden, wird sich in den nächsten Jahren zeigen.

Freistil im Aufwind – dank Mut und Vision

Ein Bereich, den Ernst aktuell positiv wahrnimmt, ist die Stilart Freistil. Anfang 2000 wurde Österreich vom griechisch-römischen Stil dominiert, erlebt der Freistil-Ringkampf nun eine Renaissance. „Viele Vereine haben sich vor Jahren Expertise aus dem Ausland geholt. Auf der internationalen Ringer Landkarte boomt Freistil und Amerika gilt hier als Vorreiter. In den letzten Jahren sehen wir das Ergebnis sowohl im männlichen und weiblichen Ringkampf“, erklärt der ÖRSV-Sportdirektor.

Die Sport Austria Finals powered by Österreichische Lotterien, bei denen heuer erstmals die Freistil-Athlet:innen ihre Bühne bekommen, versprechen daher ein stark besetztes Teilnehmerfeld – mit mehr Teilnehmenden als im Vorjahr. „Die Stimmung war schon 2024 großartig, heuer wird’s noch besser“, ist sich Ernst sicher.

Blick nach vorne – trotz Gegenwind

Ob Fördergelder, Olympia-Träume oder Nachwuchsarbeit – Benedikt Ernst bleibt trotz aller Herausforderungen der Optimist, den der österreichische Ringsport braucht. „Wir wissen, dass der Weg nicht einfach ist. Aber genau das macht unseren Sport aus. Kämpfen liegt uns im Blut – auf und neben der Matte.“

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