Fünf Siege in acht Rennen, dazu ein zweiter, ein dritter und ein sechster Platz: Die vergangene Saison im Skeleton-Europacup war für Julia Erlacher ein Meilenstein. Die 25-jährige Steirerin holte als erste Österreicherin überhaupt den Gesamtsieg. Jetzt will sie sich die schnelle Starterin aus Mürzzuschlag für Olympia qualifizieren.
Dabei verlief der Weg zur Skeleton-Karriere für die gelernte Siebenkämpferin alles andere als geplant. „Ich bin durch einen Trainingskollegen zum Bob gekommen, habe dann ein Sommertraining absolviert, aber mit meiner Größe von 1,60 Metern war bald klar, dass das auf Dauer nicht aufgeht“, erinnert sich Erlacher. Also wechselte sie zum Skeleton – und fand 2020 in Altenberg, auf einer der schwierigsten Eiskanäle im Schlittensport, bei herausfordernden Bedingungen ihre neue sportliche Heimat.
In der vergangenen Saison wurde Erlacher im Europacup zur konstantesten Fahrerin. Besonders beeindruckend: Ihre Entwicklung in der Bahn. „Früher habe ich viele Fahrten gebraucht, um eine Strecke zu verstehen. Mittlerweile gelingt es mir viel schneller, neue Bahnen zu lesen“, sagt sie. Beim letzten Trainingslager im März im französischen La Plagne – übrigens die Olympiabahn 2030 – reichten zwei Fahrten, um die Linien zu verinnerlichen. Für Erlacher ist das Resultat eines gewachsenen Bahnverständnisses – und der Zusammenarbeit mit Europacup-Trainerin Agathe Bessard.

Nun soll der nächste Schritt folgen: die Qualifikation für die Olympischen Winterspiele 2026 in Cortina. Die Vorgabe: zwei Top-12-Platzierungen im Weltcup oder ein Top-8-Ergebnis. „Ich weiß, dass das möglich ist – besonders auf Bahnen wie Winterberg, wo ich heuer schon nah dran war“, sagt sie. Dabei hilft ihr ein starker Start: Erlacher zählt auch international zu den Schnellsten auf den ersten Metern.
Das Ziel ist klar: „Ich möchte 2026 Olympia erleben – als Einstieg. Und 2030 dann voll angreifen.“ Gleichzeitig ist der Weg dorthin kein einfacher: Erlacher arbeitet derzeit noch als Assistentin bei einem Finanzberater, bemüht sich aber um einen Platz im staatlichen Fördermodell für Polizeisportler:innen. „Leider sind dort aktuell keine Stellen offen, aber wir sind dran.“
Ein nächstes Schaufenster bietet sich bereits im Juni: Bei den Sport Austria Finals powered by Österreichische Lotterien in Innsbruck wird sich die Skeleton-Athletin beim Anschubbewerb mitten in der Stadt präsentieren. „Viele Leute kennen den Skeletonsport kaum. Vor allem bei mir daheim in der Steiermark. Das möchte ich ändern“, sagt Erlacher. „Deshalb finde ich es wichtig, dass wir zeigen, was wir machen. Wir sind international erfolgreich – das gehört auch sichtbar gemacht.“
