Wenn Karin Heschl von Minigolf spricht, dann klingt das nicht nach Freizeitbeschäftigung, sondern nach Leidenschaft. Die 35-Jährige spielt den Sport, den viele nur vom Sommerurlaub kennen, seit ihrer Kindheit. Und das aus einem ganz besonderen Grund: Minigolf ist bei ihr Familiensache.
„Mein Opa hat in den 60er-Jahren in Deutsch-Wagram gespielt, war sofort begeistert – und hat dann meine Mutter angesteckt. Die hat meinen Vater mitgezogen, und irgendwann war klar: Auch wir Kinder sind beim Minigolf zu Hause“, erzählt Heschl und lacht. Was mit Familienausflügen begann, hat sich längst zu einer Profikarriere entwickelt. Heute ist sie eine der erfolgreichsten Spielerinnen des Landes – und Europameisterin.
Tüftlerin mit Siegermentalität
Was fasziniert sie an Minigolf? „Es ist dieses Tüfteln. Man sucht für jede Bahn, jede Situation die perfekte Lösung – Ball, Winkel, Schlagkraft. Und es gibt selten nur eine Variante.“ Die 35-Jährige liebt es, neue Wege zu probieren, Ideen zu spinnen. „Da brauchst du Köpfchen, Gefühl und Geduld. Diese drei Faktoren sind im Minigolf einfach entscheidend.“
Was viele überrascht: Der mentale Aspekt ist mindestens genauso entscheidend wie das Ballgefühl. „Minigolf spielt sich im Kopf ab. Wer nervlich stabil ist, hat einen großen Vorteil“, sagt die Niederösterreicherin. Genau deshalb legt sie auch im Training viel Wert auf mentale Stärke. Kein Wunder, dass ihre große Stärke neben dem taktischen Verständnis eben jene mentale Klarheit ist – besonders dann, wenn es wirklich zählt.

Europameisterin und Teamplayerin
2016 gelang der heute 35-Jährigen der ganz große Coup: Europameistertitel im Einzel. Ein Moment, der für immer bleibt. „Das war pure Emotion. Ich spüre heute noch diese Freude.“ Fast genauso aufregend war ein Team-Stechen bei einer Europameisterschaft – mit Happy End: „Wir holten Silber. Das passiert nicht oft, aber wenn es passiert, brennt sich so ein Moment ein.“
Trotz aller Einzelerfolge: Heschl ist Teamplayerin durch und durch. Ihr großer Traum? „Gold mit dem Damenteam bei einer WM oder EM. Das fehlt noch.“ Die Hoffnung lebt – bei der kommenden Weltmeisterschaft ist sie mit einer starken Mannschaft am Start.
Ein Liebling unter 400 Bällen
Was viele nicht wissen: Minigolf ist auch ein Material-Sport. Es gibt tausende Bälle mit unterschiedlichsten Eigenschaften – Heschl besitzt rund 400. Einer davon ist ihr Lieblingsball: „Der passt einfach – von der Härte, vom Tempo, vom Gefühl. Ich spiele ihn gerne auf geraden Bahnen, er reagiert kaum auf Temperaturveränderungen. Einfach zuverlässig.“
Trainiert wird meist dort, wo der nächste Bewerb ansteht. Ihre Heimanlage ist eine Stunde entfernt – regelmäßiges Training ist also logistisch herausfordernd. Der Alltag, Beruf und Sport unter einen Hut zu bringen, ist nicht immer leicht: „Ich bin reflektiert, weiß, woran ich arbeiten muss – aber der Trainingseifer leidet manchmal. Trotzdem: Ich bleibe dran.“

Minigolf bei den Sport Austria Finals
Besonders cool findet Heschl den Mixed-Bewerb bei den Sport Austria Finals powered by Österreichische Lotterien. Gemeinsam mit Florian Haberl tritt sie für ihr Vereinsteam an. „Wir verstehen uns gut, ticken ähnlich. Letztes Jahr sind wir früh raus, heuer wollen wir weiterkommen.“ Das Format – K.o.-System, kurze Trainingszeit, außergewöhnliche Bahnen – ist eine Herausforderung. „Aber es ist spannend und zieht viele Zuschauer an. Es ist Minigolf anders – und das ist gut.“
Warum Kinder Minigolf spielen sollten?
Ein großes Thema in der Szene: Nachwuchs. „Früher, als ich mit 8 Jahren mit dem Minigolf begonnen habe, war ich nie allein auf der Anlage – heute beginnen Kinder oft als Einzelkämpfer, weil es kaum Gleichaltrige gibt. Das ist ein Teufelskreis.“ Und auch wenn die Stimmung im Nationalteam top ist: Die Breite fehlt. Ein Umstand, der langfristig Sorgen macht.
Aber welche Argumente sprechen dafür, Kinder fürs Minigolf zu begeistern? „Weil man schnell Erfolge hat. Ein Ass auf einer Bahn – und die Freude ist riesig. Es fördert Konzentration, macht Spaß, ist knifflig. Und es gibt viele hilfsbereite Leute, die ihr Wissen teilen.“ Eine Einladung, die zeigt: Minigolf ist mehr als ein Freizeitvergnügen. Es ist ein Sport mit Tiefe – und Karin Heschl eine Botschafterin mit Herz.