29. MAI – 2. JUNI IN INNS­BRUCK/TIROL

„Habe es lieber kreativer“

Barbara Teuschler ist seit Jahren sportlich höchst erfolgreich unterwegs – und das in einer absoluten Männerdomäne. Als Schachspielerin legt sie ihre Strategie gerne aggressiv an und gilt in der Szene am Brett als sehr angriffslustig. Aber der Schachsport ist nicht die einzige wichtige Lebenssäule der Grazerin. Als Mutter zweier Kinder gibt die 38-Jährige auch zu Hause die entscheidenden Züge vor und arbeitet nebenbei noch 20 Stunden an der FH in der Lohnverrechnung. Teuschler jongliert seit Jahren mit vielen unterschiedlichen Bällen, und das mit Bravour.

Im Vergleich zu vielen anderen Spielerinnen hat sie einen etwas anderen Weg eingeschlagen. Mit 20 Jahren war die passionierte Schachspielerin in einem Lokal, der Besuch sollte ihr Sportleben in einer positiven Art und Weise verändern. „Da habe ich in einem Grazer Lokal einfach einmal bei einer Partie zugeschaut und wurde dann gefragt, ob ich mitspielen will. Ich war sofort gefesselt und fasziniert. Kurz darauf bin ich dann zu meinem ersten Vereinsabend gekommen. So bin ich da hineingerutscht und bis heute dabeigeblieben“, blickt Teuschler an ihre späten Anfänge zurück und ergänzt. „Die vielen Erfolge, die gleich am Beginn da waren, haben mir natürlich gutgetan und einen wichtigen Beitrag geleistet. Das Schöne ist, dass man nie auslernt, egal auf welchem Level man spielt. Das fasziniert mich. Man kann Schach immer spielen und die Voraussetzungen am Brett sind immer gleich. Das ist der große Vorteil unseres Sports.“

Fulminantes Comeback

Während viele Spielerinnen im Laufe der Pubertät die Segel streichen, oder nach einer Familiengründung nicht mehr den Biss für eine Comeback-Tour haben, gelang der Steirerin der „Wiedereinstieg“ nach dem zweiten Kind in einer beeindruckenden Manier: „2014 bin ich zur Staatsmeisterschaft gefahren, ohne ein Jahr davor auch nur eine Partie gespielt zu haben. Meine Tochter war da gerade elf Monate alt, mein Sohn knapp 2 Jahre. Ich habe einfach drauf losgespielt. So ein Comeback bliebt natürlich hängen. Es war zweifelsohne für mich der emotionalste und schönste Schachmoment meiner Karriere“, gerät Teuschler nach dem ungeplanten Staatsmeistertitel ins Schwärmen und zeigt ihre emotionale Seite. Während die 38-Jähriger vor vielen Jahren noch das Schnell- und Blitzschach bevorzugte, hat es das Standardschach mittlerweile auf die gleiche Stufe geschafft.

Auch wenn aktuell nur ein Training und die eine oder andere Online-Partie in einer vollgepackten Woche drinnen ist, brennt die Grazerin für ihren Sport. „Ich liebe Schach. Wenn man sich das Spiel genauer anschaut, bin ich eher bei der Eröffnung und dem Mittelspiel zu Hause. Ich mag es, wenn es taktisch und kniffelig wird. In diesen beiden Phasen kann ich meine Kreativität ausleben und meine Ideen gut umsetzen. Das Endspiel ist nicht so meines, da muss man viel auswendig lernen und ein kleiner Streber sein“, schmunzelt Teuschler, die sich auch in den nächsten Jahren noch verbessern und weiterentwickeln möchte – unabhängig von Platzierungen und ELO-Zahlen.

Ihre bislang längste Partie dauert knapp über 5 Stunden. „Es macht einen mental müde und es ist sehr anstrengend. Die Konzentration über so einen langen Zeitraum zu halten, ist nicht einfach. Dann kommt noch der Zeitdruck dazu. Das stresst einen und man ist am Ende komplett ausgelaugt. Im Endeffekt kann man nur hoffen, dass man gewinnt. Dann ist das Gefühl super. Wenn man verliert, ist es doppelt bitter!“

Mental herausfordernd

Abgesehen davon sind Geduld, Ausdauer und Konzentration für Teuschler die Grundvoraussetzungen für den Schachsport. „Wenn jemand mental zu schwach ist, wird er dennoch die Partien verlieren. Man muss es mögen und es muss Spaß machen“, daher hat sie auch bei ihren beiden Kindern nach einigen „Annäherungsversuchen“ an den Schachsport die Hoffnung – zumindest einstweilen – aufgegeben. Aber wer weiß? Manche Karrieren beginnen ja erst mit 20 Jahren. Dafür ist die 38-Jährige vor einigen Monaten auch beim Tischtennis eingestiegen. Ihr Sohn gilt als großes Talent und ist in seiner Altersstufe bereits sehr erfolgreich. „Ich habe mich da mitreißen lassen und spiele jetzt viel mit meinem Sohn. Da packt mich dann der Ehrgeiz und ich möchte mit ihm mitspielen können. Leider habe ich kaum eine Chance, aber es macht Spaß und wir verbringen dadurch auch viel Zeit miteinander“, erklärt das heimische Schach-Ass. Wir werden sehen, ob sie ihren Sprössling beim Tischtennis mit viel taktischen Raffinessen doch irgendwann auch „Schachmatt“ setzen wird.

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