Martina Kuenz ist eine österreichische Ausnahmesportlerin – im wahrsten Sinne des Wortes. Die Ringerin hat in ihrer Karriere schon einiges mitgemacht: Verletzungen, Rückschläge und die ständige Herausforderung, an die Spitze zurückzukehren. Doch die 30-Jährige bleibt in ihrem Tun weiterhin konsequent und motiviert, auch wenn die letzten Wochen und Monate aufgrund ihrer langwierigen Knieverletzung nicht ganz perfekt verlaufen sind.
„Grundsätzlich bin ich zufrieden“, sagt Kuenz über die vergangenen Wochen ihrer EM-Vorbereitung. Das Knie bereitet nach wie vor Probleme, doch die Fortschritte sind spürbar. „Es ist eine langwierige Verletzung, aber ich kann mich wieder gut auf der Matte bewegen und vertraue meinem Körper. Es ist zwar oft zäh, aber ich habe gelernt, damit umzugehen.“ Dennoch hat ihr zuletzt eine kleine Krankheit zu schaffen gemacht – eine zusätzliche Hürde. „Ich hatte jetzt noch gute Trainingstage, es geht wieder bergauf. Wenn es darauf ankommt, bin ich konkurrenzfähig.“
Die Verletzung begleitet Kuenz bereits seit 2023. Damals hatte sie sich während der Olympia-Qualifikation schwer am Knie verletzt – eine bittere Pille für die ehrgeizige Athletin. „Das war eine echt schwierige Phase für mich. Der Zeitdruck hat viele Dinge sicherlich nicht einfacher gemacht. Ich bin aber mental sehr stark und ein Wettkampftyp. Wenn es auf den Tag X ankommt, kann ich vieles ausblenden und mich auf das Wesentliche konzentrieren. Das hat mir immer viel Kraft gegeben und darauf vertraue ich.“ Gerade in schwierigen Momenten zeigt sich die Stärke der Tirolerin. Sie ist überzeugt: „Wenn ich fit bin, kann ich immer noch mithalten – egal, welche Vorbereitung ich hatte.“

EM-Gold als großes Ziel
Auf die Frage nach ihren Zielen bleibt die 30-Jährige vor der Europameisterschaft in Samorin (HUN) realistisch, aber auch ambitioniert. „Sicher wäre Gold das ultimative Ziel, das fehlt mir noch in meiner Sammlung. Aber ich wäre auch zufrieden, wenn wieder eine Medaille herausschauen würde.“ Angesichts der internationalen Konkurrenz weiß Kuenz genau, was auf sie zukommt. „Die üblichen Verdächtigen sind dabei, aber es kommen auch viele junge Athletinnen nach – gerade nach den Olympischen Spielen. Da hat ein großer Generationenwechsel stattgefunden.“
In Österreich sieht Kuenz allerdings wenig Nachwuchs im Ringsport – vor allem bei den Frauen. „Das Loch ist zu groß. Es gibt zwar junge Talente, aber Konkurrenz habe ich momentan nicht. Im Gegenteil: Ich helfe den Mädels, so gut es geht, weil ich damals auch froh war über jede Unterstützung.“ Für die Tirolerin liegt das grundlegende Problem tiefer: „Das Ringen ist hart – und in unserer Gesellschaft wird Sport oft nicht mehr so gefördert wie früher. Die Kids hängen mehr am Handy, dadurch geht die Kraft des Sports bzw. der Bewegung verloren oder gerät ins Hintertreffen.“

Olympische Spiele als Lebenstraum
Der große Traum von Olympia bleibt dennoch bestehen. Trotz verpasster Qualifikation und bitterer Rückschläge in der Vergangenheit hat Kuenz den olympischen Traum noch nicht ganz aufgegeben. „Ich mache jetzt von Großereignis zu Großereignis weiter und schaue nach jeder Meisterschaft, wie konkurrenzfähig ich noch bin. Los Angeles 2028 habe ich im Hinterkopf, aber ich mache mir da keinen unnötigen Druck. Meine Planungsintervalle haben sich verkürzt, und das ist gut so.“ Nachsatz: „Wenn man dann zu Hause vor dem Fernseher sitzt und sieht, wie andere Mädels kämpfen, die man selbst schon besiegt hat, ist das im ersten Moment schon bitter. Aber ich will irgendwann auf meine Karriere zurückblicken und stolz darauf sein, dass ich nie aufgegeben habe.“
Als Vorbild für die nächste Generation sieht sich Kuenz inzwischen durchaus. „Gerade die jungen Mädchen schauen zu mir auf. Wenn ich bei Lehrgängen bin und ihnen meine Techniken zeige, sehe ich das Funkeln in ihren Augen. Das ist ein tolles Gefühl.“ Trotzdem hat sie den eigenen sportlichen Weg noch nicht abgeschlossen: „Solange mein Körper mitmacht und der Kopf dabei ist, mache ich weiter. Und was dann kommt, wird sich zeigen.“
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