Eine Karriere endet, die andere beginnt

Luka Wraber war jahrelang Österreichs Badminton-Aushängeschild. Mit der Olympia-Teilnahme 2021 in Tokio erfüllte sich der Niederösterreicher sein großes Karriereziel, bei Welt- und Europameisterschaften war er Stammgast. Eine zweite Olympia-Teilnahme in Paris verpasste er knapp, anschließend wurde es um den Heeressportler ruhig. Sein offizielles Karriereende verkündete er bislang nicht, internationale Turniere bestritt er seit den Austrian Open 2024 jedoch keine mehr. Inzwischen ist Wraber für den Österreichischen Badmintonverband tätig – und hat große Ziele.

Dein letztes Turnier ist lange her, inzwischen bist du Sportkoordinator beim Österreichischen Badmintonverband. Hast du deine Karriere offiziell beendet
Luka Wraber: Meine internationale Karriere ist beendet, mein letztes Turnier waren die Austrian Open letztes Jahr. Unmittelbar danach bin ich im Verband tätig geworden, seither bestreite ich keine internationalen Turniere mehr. Ich spiele noch in einer Liga in Slowenien, trainiere aber nicht mehr regelmäßig. Zweimal pro Woche versuche ich, im Bundes-Jugendleistungszentrum des ÖBV, wo ein Teil der besten Nachwuchsspieler:innen in der Südstadt trainiert, zu sein. Dort bin ich ein Sparringpartner, was perfekt in meine Rolle als Sportkoordinator passt.

Wie kam es zur Entscheidung, keine Turniere mehr zu bestreiten?
Wraber: Mein Karriereende war richtig cool. Ich bin bei den Austrian Open nie weit gekommen. Mal war die Auslosung schwierig, mal habe ich schlecht gespielt. Ich habe grundsätzlich lieber am anderen Ende der Welt gespielt, als Zuhause. 2024 war mir klar, dass ich meine Karriere nach der verpassten Olympia-Qualifikation beenden werde. Der Druck war weg und plötzlich bin ich bei meinem letzten Heimturnier bis ins Viertelfinale gekommen. Ich konnte das Turnier zum ersten Mal in 15 Jahren so richtig genießen.

War das keine Motivation, die Karriere zu verlängern?
Wraber: Nein, ich habe in meiner Karriere alles herausgeholt, was möglich war. Jahrelang habe ich dem Sport alles untergeordnet, ich bin sehr zufrieden mit dem Output. Ich bin ohne bleibende körperliche Schäden davongekommen, obwohl meine Schulter nach einer Operation nie mehr ganz die selbe war. Die Ärzte dachten eigentlich, dass es für den Leistungssport nie wieder wird, aber ich habe es geschafft. Die letzten Jahre konnte ich noch mehr genießen. Das ganz große Highlight meiner Karriere waren die Olympischen Spiele in Tokio, aber der Weg dorthin war genauso wichtig. Ich kann auf ein paar schöne Erfolge zurückblicken.

Auf welche am liebsten
Wraber: Neun WM-Teilnahmen, zweimal davon auf Platz 17, sieben EM-Teilnahmen, sechs Titel auf Weltranglistenturnieren des Weltverbandes, zahlreiche Staatsmeistertitel und dreimal Sieger der Deutschen Bundesliga. Jetzt ist es Zeit für ein neues Kapitel.

Das hast du als Sportkoordinator im ÖBV bereits begonnen. Wie kam es zu dem Engagement?
Wraber: Ich wollte mir zuerst etwas ganz anderes suchen und Abstand gewinnen. Dann war von vielen Stellen im österreichischen Badminton der Wunsch da, dass ich im ÖBV-Team etwas machen soll. Ich habe einiges an Potenzial im Verband gesehen, das war meine Motivation.

Wie hast du dich in die Rolle eingefunden?
Wraber: Es waren von Beginn an coole Dinge dabei, spannende Begegnungen, aber auch Hürden. Es gibt viele Interessen, die man vereinen muss. Wir müssen es schaffen, nicht in verschiedene Richtungen zu arbeiten. Es passieren gute Dinge, ich bin zuversichtlich. Neben dem angesprochenen Sparring bin ich viel im Büro, arbeite eng mit dem Betreuerteam zusammen. Die Coaches, Psychologen, Masseure und alle Beteiligten sollen unser Konzept verinnerlichen. Es gibt ein Leistungssportkonzept, das ich weiterentwickelt habe, ich bin in engem Austausch mit den Regionen. Weiters bin ich die Stelle für die Nachwuchsnationalteams und auch mit den Fördergebern in Kontakt. Es ist sehr vielschichtig.

Du hast schon gesagt, dass du selbst zum Schläger greifst, um mit den Talenten zu trainieren. Wie wichtig ist das für ihre Entwicklung?
Wraber: Es ist enorm wichtig, dass die Jungen in dem Alter schon mit Leuten trainieren, die international gespielt haben. Das fehlt uns in Österreich, weil wir nicht die Auswahl an Spieler:innen haben und die wenigen die wir haben, bleiben nicht im Badminton aktiv. In Asien ist das ganz anders, da ist es ganz normal, dass die besten Spieler:innen dem Sport erhalten bleiben. Du erfährst als Spieler auf internationalem Niveau unfassbar viele Dinge, die man kaum von jemand anderem lernen kann.

Welches Potenzial hat Badminton in Österreich
Wraber: Meine Vision ist, dass wir an der Spitze auf Weltniveau professionell arbeiten. Der andere Teil ist, die Basis zu stärken – Vereine, Schulsport, Landesverbände. Wenn das nicht funktioniert, ist es schwierig, dass oben nachhaltig gute Spieler rauskommen. Die Landesverbände geben bereits Gas, hier müssen wir kurz- bis mittelfristig mehr Leute zum Badminton bringen. Sie sollen in ein System kommen, in dem sie nach oben kommen.

Wie war das bei dir?
Wraber: Bei mir war es zunächst viel Eigeninitiative, aber ich bin nach meiner Matura in eine gut funktionierende Verbandsstruktur eingegliedert worden. Damals bin ich in ein professionelles Umfeld gekommen, das hat mir geholfen, mich weiterzuentwickeln und meine Ziele zu erreichen. Im Idealfall kommen die Spieler:innen in Zukunft bereits in früheren Jahren in diese Umgebung.

Kein Spitzensport ohne Breitensport – wusstest du als Aktiver überhaupt, wie es um Badminton in Österreich steht, wie viele Leute zum Schläger greifen?
Wraber: Peripher wusste ich, wie es um Badminton in Österreich steht. Als Leistungssportler bist du aber im Tunnel, du fokussierst dich auf deine eigene Leistung. Jetzt bekomme ich das immer mehr mit, aber das soll eigentlich bei den Breitensport-Referenten liegen. Ich bin für den Leistungssport zuständig, aber auch für den Übergang dorthin.

Bei den Sport Austria Finals powered by Österreichische Lotterien in Innsbruck steigen 2025 die Österreichischen Staatsmeisterschaften im Para-Badminton. Wie wichtig ist es, dass ihr euch als Verband auf einer so großen Bühne präsentieren könnt?
Wraber: Es ist uns sehr wichtig. Wir haben als Ziel, in dem Bereich Inklusion ein Vorzeigeverband in Österreich zu sein. Seit 2025 haben wir einen eigenen Para-Badminton-Sportkoordinator. Kilian Meusburger ist ein ehemaliger Spieler und war als Trainer im Para-Badminton dabei, er verantwortet diesen Bereich jetzt. Es sind viele Dinge am Laufen, wir haben Initiativen in den Rehazentren und mittlerweile zwei Trainingsgruppen, in Graz und Wien. Wir hoffen, bald ein größeres Nationalteam im Para-Badminton zu stellen.

Worauf können sich die Fans in Innsbruck freuen?
Wraber: Es wird Bewerbe in zwei Klassen geben. Mit Henriett Koosz haben wir eine Ausnahmeathletin in unseren Reihen, die in Paris bei den Paralympics dabei war und international Erfolge feiert. Sie sitzt im Rollstuhl, es ist sehr beeindruckend, welche spektakulären Ballwechsel beim Para-Badminton entstehen.

Wie wichtig ist die Bühne Sport Austria Finals für euch?
Wraber: Es ist eine coole Möglichkeit, Para-Badminton an die Öffentlichkeit zu tragen. Man kann Leute erreichen, die man bislang nicht erreichen konnte. Es ist eine tolle Chance für uns, die wir nützen wollen.

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