Floorball boomt – leise, aber stetig!

Was lange Zeit als Nischensport galt, entwickelt sich in Österreich zu einer dynamischen Bewegung. Vor allem an Schulen und im Nachwuchsbereich wächst das Interesse rasant. Dahinter stecken viel Engagement, neue Strukturen und ein frischer Blick auf die Zukunft. Karl Zehetner, Präsident des Österreichischen Floorball Verbands, spricht im Interview über die Fortschritte des letzten Jahres, Herausforderungen im Ehrenamt, internationale Kooperationen – und warum Floorball seiner Meinung nach in jede Schulturnhalle gehört.

Wie zufrieden sind Sie mit der Entwicklung des heimischen Floorballsports in den letzten Monaten?
Karl Zehetner: Ich bin sehr zufrieden. Es hat sich im letzten Jahr auf vielen Ebenen wirklich sehr viel getan. Mehr Vereine arbeiten mittlerweile auf einem professionelleren Level – und das heißt konkret: Es werden Trainer:innen angestellt, was natürlich das Niveau deutlich hebt. Das gab’s früher so gut wie gar nicht. Außerdem haben wir ein großes Projekt „Train and Play with the Floorball Champions“ auf den Weg gebracht.

Was steckt hinter dem Programm?
Zehetner: Es ist ein Förderprogramm des Sportministeriums, mit dem wir die Zusammenarbeit mit Schulen gestärkt und intensiviert haben. Und zwar nicht bloß mit einem Schnuppertraining, sondern dauerhaft – im Regelunterricht an Volksschulen und Gymnasien. Rund 2.500 Kinder sind aktuell über dieses Projekt mit Floorball in Berührung, und wir bilden auch die Lehrkräfte weiter. Das ist ein echter Game-Changer im Nachwuchsbereich und wird uns mittel- und langfristig sehr viel Freude bereiten. Unser Förderprogramm wurde österreichweit ausgerollt und umgesetzt – zum einen, weil es Sinn macht, zum anderen, weil es eine Bedingung des Förderprogramms ist.

Wie gut funktioniert der Transfer vom Schulprojekt in die Vereine?
Zehetner: Ziemlich gut, ehrlich gesagt. Immer mehr Kids kommen vom Schulsport direkt ins Vereinstraining und landen dann auch in den Nachwuchsligen des ÖFBV. Genau das waren unser Ziel und unsere Intention – und es zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Wir sind dabei, ein stabiles Fundament zu schaffen, auf das wir nun kontinuierlich und konsequent aufbauen wollen.

Man merkt, es ist sehr viel in Bewegung. Seit knapp einem Jahr sind Sie nun als Präsident des Österreichischen Floorballverbands im Amt. Wie fällt Ihre persönliche Zwischenbilanz aus?
Zehetner: Wir haben viel in Bewegung gesetzt. Besonders stolz bin ich auf das Thema Good Governance. Gemeinsam mit einem engagierten Team haben wir die Statuten, Ordnungen und Reglements überarbeitet – von der Finanzordnung bis hin zu Maßnahmen gegen sexualisierte Gewalt oder Wettbetrug. Das sind keine sportlichen, aber enorm wichtige Grundlagen für einen gut funktionierenden Verband. Da haben wir nun sehr viel aufgeholt und einen guten, zeitgemäßen Standard festgesetzt.

Was sind aus Ihrer Sicht aktuell die größten Herausforderungen?
Zehetner: Ganz klar: das Ehrenamt. Es wird schwieriger, Menschen zu finden, die sich freiwillig engagieren. Wir nennen das intern „Wachstumsprobleme“, weil unser Sport wächst und immer mehr Kinder den Weg zum Floorball finden, wir aber mit der Infrastruktur – also Hallenzeiten, Personal und Organisation – oftmals nur langsam hinterherkommen. Wir sind uns diesem Themenkomplex bewusst und versuchen, aktiv gegenzusteuern und die Herausforderungen im Sinne unseres Sports und der Kinder zu bewältigen.

Wie lässt sich dieses Zusammenspiel von Ehrenamt, Nebenjob und Hauptberuf idealerweise organisieren?
Zehetner: Genau das ist das Thema. Wir brauchen alle drei Säulen: Ehrenamtliche für die Basis, Werkverträge für Teilzeitkräfte – und langfristig natürlich auch hauptamtliche Stellen. Das Champions-Programm bringt uns da einen Schritt weiter. Andere Verbände haben das längst hinter sich, für uns ist das noch relativ neu. Daher vergleichen wir uns selten mit anderen Verbänden, sondern schauen, dass wir unseren Weg weitergehen. Wichtig ist, dass sich der Floorball-Bereich entwickelt und wir alle Potenziale vollumfänglich ausschöpfen können.

Sie haben das Schulprojekt bereits angesprochen und die Wichtigkeit der Kinder betont. Was tut sich im Nachwuchs abseits der Schulen?
Zehetner: Enorm viel. Die Nachfrage ist riesig. Viele Vereine kommen an ihre Kapazitätsgrenzen, was Hallen und Trainer betrifft. Wir als Verband haben reagiert: Für die U10 und U12 haben wir das Ligasystem umgestellt – mehr Spiele, mehr Durchlässigkeit. Vereine können mehrere Teams melden, das erhöht die Spielpraxis – und macht’s für die Kids spannender. Eines ist klar: Wenn in diesem Alter nur trainiert werden kann und der Wettkampf wegfällt, dann fehlt ein ganz spezieller Reiz.

Wie ist der internationale Austausch organisiert? Von welchen Ländern profitiert Österreich am meisten?
Zehetner: Unsere Herrenliga ist seit fünf Jahren international – mit Teams aus Slowenien, Ungarn und Österreich. Das bringt Qualität und ein höheres Niveau. Bei den Damen planen wir Ähnliches mit Ungarn. Sogar ein Münchner Verein war schon mit dabei. Der Austausch funktioniert – besonders sportlich. Darüber hinaus haben wir zehn Jugendtrainer:innen im Zuge des Erasmus-Programms nach Schweden, Finnland und Tschechien geschickt, um zu lernen, wie dort gearbeitet wird. Besonders spannend war das Parents Coaching in Schweden, wo Eltern aktiv ins Training eingebunden werden. So etwas möchten wir bei uns ebenfalls etablieren.

Ihr seid auch regelmäßig bei den Sport Austria Finals powered by Österreichische Lotterien vertreten. Welche Bedeutung haben diese Events für euch?
Zehetner: Eine ziemlich große. Diesmal spielen wir auf jeden Fall das Mixed-Szenario, das kam in der Community sofort super an. Es wird auch wieder einen eigenen Masters-Bewerb geben sowie einen Kleinfeld-Wettkampf. Für unsere regulären Ligen ist das Format schwierig, aber bei Turnieren oder neuen Formaten funktioniert das bestens. Es ist wichtig, dabei zu sein. Eine Neuerung gibt es allerdings noch im Vergleich zu den letzten Jahren, darauf sind wir als Verband sehr stolz: Erstmals werden wir auch ein Special Olympics (Unified) Floorball-Turnier austragen.

Zum Abschluss: Was sind Ihre persönlichen Wünsche für die Zukunft des Floorballs in Österreich?
Zehetner: Ganz klar: mehr Kinder, mehr Jugend. Wir starten schon bei den U8, in Schweden geht’s sogar mit der U6 los. Ich sehe großes Potenzial in der Schule – Floorball passt perfekt dorthin. Jede Schule mit einem Basketballkorb sollte auch Floorball-Equipment haben. Wenn das passiert, müssen die Vereine später nicht mehr erklären, was Floorball überhaupt ist. Da liegt die große Chance, und die wollen wir für uns nutzen. Wir haben alles perfekt vorbereitet und investieren sehr viel in diesem Bereich. Wenn wir weiterhin konsequent sind, werden wir früher oder später die Früchte ernten können.

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